Westliche Industrienationen wollen mehr syrischen Flüchtlinge Schutz gewähren: Bis 2016 sollen 100.000 Menschen aus dem Bürgerkriegsland dauerhaft aufgenommen werden. Darauf verständigten sich die Teilnehmerstaaten einer internationalen Konferenz des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) am Dienstag in Genf. Die EU sagte zudem der Türkei zusätzliche Hilfen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise zu.

3,2 Millionen Menschen geflohen

In Syrien tobt seit 2011 ein Bürgerkrieg. Mehr als 3,2 Millionen Menschen sind bisher nach UN-Angaben in die umliegenden Länder Libanon, Jordanien, Türkei, Irak und Ägypten geflohen. Lediglich 250.000 Syrer seien hingegen in Industriestaaten untergekommen. Nichtregierungsorganisationen hatten kurz vor der Konferenz an die internationale Gemeinschaft appelliert, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

Etliche Industrienationen erklärten sich nun in Genf bereit, in den kommenden Monaten im Rahmen humanitärer Aufnahmeprogramme 38.000 zusätzliche permanente Aufenthaltsplätze für syrische Flüchtlinge zu schaffen, wie die UNO mitteilte. Dabei geht es besonders um alleinstehende Mütter mit Kindern sowie Opfer von Folter.

Zusammen mit vorherigen Zusagen werden nun bis 2016 100.000 permanente Aufenthaltsgenehmigungen in insgesamt 36 westlichen Ländern bereit stehen. Deutschland hat bisher rund 80.000 Menschen aus Syrien aufgenommen. Rund 65.000 davon kamen allerdings als Asylbewerber.

Die Europäische Union sagte zudem der Türkei eine zusätzliche Hilfe von zehn Millionen Euro zur Bewältigung der syrischen Flüchtlingskrise zu. Das Geld sei für Flüchtlinge innerhalb der Türkei sowie für Hilfslieferungen aus der Türkei nach Syrien bestimmt, teilte die EU mit. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte kurz zuvor ein Flüchtlingslager in der südosttürkischen Provinz Kilis besucht. Bislang hat die EU nach eigenen Angaben 187,5 Millionen Euro für Flüchtlinge in der Türkei bereitgestellt.

Nahrungsmittelhilfen ausgesetzt

Kurz vor Beginn der Genfer Flüchtlingskonferenz wurde zudem bekannt, dass die Vereinten Nationen die Nahrungsmittelhilfen für syrische Flüchtlinge wieder aufnehmen können. Laut Welternährungsprogramm (WFP) gingen nach einem Spendenaufruf bis Dienstag rund 80 Millionen US-Dollar (65 Millionen Euro) ein, größtenteils von staatlichen Unterstützern. In der vergangenen Woche hatte die UN-Organisation die Nahrungsmittelhilfen aus Geldmangel ausgesetzt. Viele Geberländer hätten zugesagte Gelder nicht überwiesen.

"Syrien ist die größte humanitäre Herausforderung der Gegenwart", sagte der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres. "Es ist entscheidend, dass die Hilfe weiter verstärkt wird." Demnach gehen die Vereinten Nationen in den kommenden Jahren von weiter steigenden Zahlen syrischer Flüchtlinge aus.