Der verhinderte Flugzeugbomber von Detroit hat seinen Ermittlern von weiteren geplanten Anschlägen berichtet. Wie Umar Farouk Abdulmutallab nach Berichten des Senders CBS News am Samstag gestand, seien noch 20 weitere Muslime im Jemen für Anschläge nach demselben Muster trainiert worden. Der britische Geheimdienst habe diese Aussagen bestätigt.

Als Konsequenz daraus hätten die US-Flugsicherheitsbehörden am vergangenen Wochenende die zusätzlichen Kontroll-Maßnahmen für Flugreisende in die USA erlassen. Seitdem werden sämtliche Passagiere aus 14 als besonders terrorverdächtig geltenden Ländern beim Einchecken abgetastet, und ihr Handgepäck wird durchsucht. Auf dieser Roten Liste des US-Außenministeriums stehen unter anderem verschiedene arabische Länder sowie Nigeria, das Heimatland von Abdulmutallab.

Ohne große Emotionen

Der 23-Jährige war am Freitag erstmals einem Richter vorgeführt worden. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde die Anklage gegen ihn vor einem Bundesgericht in Detroit im US-Staat Michigan verlesen. Der 23-Jährige nahm sie nach Aussagen eines Gerichtssprechers ohne sichtbare Emotionen auf und bekannte sich anschließend für nicht schuldig. Eine Grand Jury (Anklagekammer) hatte Abdulmutallab in sechs Punkten angeklagt - unter anderem wegen versuchten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe und versuchten Mordes.

Der zierliche junge Mann erschien in Fußfesseln, abgeschirmt von seinen Anwälten und Sicherheitskräften. Augenzeugen berichteten, der mit einem weißen T-Shirt und khakifarbenen Hosen bekleidete Nigerianer habe niedergeschlagen gewirkt. Er sei mit hängenden Schultern dagesessen, habe zu Boden geblickt und so leise gesprochen, dass der Richter ihn auffordern musste, seine Stimme etwas zu erheben. Ein Sprecher des Gerichts, Rod Hansen, erklärte hingegen, Abdulmutallab habe ruhig und ohne sichtbare Emotionen seinen Namen buchstabiert und seinen Bildungsstand erklärt. Der Angeklagte sei unter Schmerzmitteln gestanden. Seine Anwälte hätten jedoch beteuert, dass er allen sechs Anklagepunkten folgen könne. Die Rechtsvertreter des Nigerianers hätten keinen Widerspruch dagegen eingelegt, dass Abdulmutallab bis zum Prozessbeginn in Haft bleibt.

Abdulmutallab droht im Falle eines Schuldspruchs lebenslange Haft. Bis zur Prozesseröffnung könnte es aber noch Monate dauern. In den meisten größeren Justizfällen folgt auf die Anklageverlesung noch eine Reihe von gerichtlichen Anhörungen, bevor schließlich das Hauptverfahren beginnt. Dieses dürfte nach Experteneinschätzung relativ kurz werden, weil die Beweislage klar sei: Abdulmutallab sei schließlich auf frischer Tat ertappt worden.

Der Angeklagte hatte zu Weihnachten versucht, in einer aus Amsterdam kommenden Delta/Northwest-Maschine kurz vor der Landung in Detroit einen Sprengsatz zu zünden und dabei selbst Verbrennungen erlitten. Den Sprengstoff hatte er in seiner Unterwäsche an Bord geschmuggelt. Er wurde von Mitreisenden überwältigt.