Immer mehr Flüchtlinge kommen bei den lebensbedrohlichen Reisen über das Mittelmeer ums Leben. Die Zahl der Toten des jüngsten Flüchtlingsdramas vor der Küste der süditalienischen Insel Lampedusa ist am Montag auf 30 gestiegen. Zudem wurden weitere fünf Leichen von Flüchtlingen an Bord eines sinkenden Schlauchbootes geborgen.

Die 30 Leichen wurden im Frachtraum des Fischerbootes entdeckt, an dessen Bord sich fast 600 Menschen befanden, teilten die Behörden auf Malta mit. Bisher war man von 19 Toten ausgegangen, darunter ein einjähriger Bub. Die Opfer hatten wahrscheinlich giftige Abgase aus dem Motor eingeatmet. Das massiv überladene Fischerboot war am Samstag etwa 150 Kilometer vor Lampedusa von einem dänischen Handelsschiff entdeckt worden. 566 Passagiere überlebten, unter ihnen auch die syrischen Eltern des verstorbenen Buben. Das Flüchtlingsboot wurde nach Malta geschleppt, während die geretteten Insassen nach Messina auf Sizilien gebracht wurden. Zwei Flüchtlinge in kritischem Zustand wurden mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus nach Palermo auf Sizilien geflogen.

61 Migranten wurden unterdessen von einem sinkenden Schlauchboot gerettet, auf dem sich auch fünf Leichen befanden. Die Überlebenden berichteten, dass sich insgesamt 80 Flüchtlinge an Bord des Bootes befanden.

Vier Schiffe der italienischen Marine konnten in der Nacht auf Sonntag Hunderte Migranten retten. An Bord der Schiffe der Marine befinden sich insgesamt 1.771 Migranten, die nach Sizilien gebracht werden sollen. Erst Anfang Juli wurden an Bord eines vor Sizilien geretteten Flüchtlingsboots die Leichen von 45 Migranten geborgen. Die Leichen waren aus dem engen Lagerraum geholt worden, in dem die eingepferchten Flüchtlinge erstickt sind.

Die italienische Regierung geht davon aus, dass in wenigen Wochen die Zahl der in Italien seit Jahresbeginn eingetroffenen Migranten auf ein Rekordhoch von 100.000 steigt. Nach jüngsten Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Anfang 2014 bis Mitte Juli 67.000 Flüchtlinge in Italien eingetroffen. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind es 84.000. Die Hälfte von ihnen stammen aus Eritrea und Syrien. Im Ranking der Länder, aus denen die meisten Migranten stammen, folgen Somalia, Mali und Gambia. 6.500 Minderjährige trafen unbegleitet in Italien ein.

Diese Zahlen übertreffen jene aus den Vorjahren bei Weitem. 2013 zählte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) 42.925 Ankünfte von Flüchtlingen in Italien, 2012 waren es nur 13.200.

Die Auffanglager auf Sizilien sind heillos überfüllt. Daher sollen tausende Migranten in anderen italienischen Regionen untergebracht werden, die meisten davon in der Lombardei, 7,3 Prozent in Friaul. Kasernen und Schulen sollen auf Sizilien zur Verfügung gestellt werden, um die Flüchtlinge unterzubringen.