Weitere Lockerungen der Corona-Regeln stehen bevor. Nachdem Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Abend zusätzliche Öffnungsschritte mit spätestens 17. Juni angekündigt hatte, legte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in der "ZiB 2" noch nach. Er kann sich sogar eine Woche früher Erleichterungen vorstellen. Damit dürften demnächst wieder größere Gruppen Indoor im Gasthaus zusammensitzen, die Sperrstunde nach hinten rücken und die Maske im Freien fallen.

Entschieden werden dürfte am kommenden Freitag - nach den Beratungen mit Experten, Landeshauptleuten und Sozialpartnern. Mit 16. Juni laufen die aktuellen Verordnungen aus - daher schien der 17. Juni der logische Termin für die nächsten Lockerungsschritte. Nun geht manches offenbar doch noch früher, anderes erst in einem späteren Schritt.

Ein Überblick, wer sich was wann wünscht und wovon die Entscheidung abhängt:

Die Maskenpflicht:

Mückstein hielt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung fest, er könne sich eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen bis in den Herbst hinein vorstellen. Kurz wollte über Lockerungen schon bei einem Gespräch mit den Landeshauptleuten am kommenden Freitag reden. Das entscheidende Wort werden die Virologen haben.

Mückstein ließ durchblicken, dass die Maskenpflicht zumindest in jenen Bereichen bleiben könnte, wo viele Leute zusammenkommen - ohne Testpflicht, wie etwa im Handel oder in den Öffentlichen Verkehrsmitteln, oder ohne entsprechende Durchimpfungsrate, wie in den Schulen. Möglicherweise erfolgt hier auch wieder ein Umstieg von FFP2-Masken auf den einfachen Mund-Nasen-Schutz der ersten Tage.

In Bezug auf Outdoor-Veranstaltungen hingegen dürfte die Maskenpflicht bald fallen, eventuell schon sehr bald, nämlich mit 10. oder 11. Juni. Hintergrund für die Überlegungen des Gesundheitsministers, früher schon weitere Öffnungsschritte zu setzen, dürfte auch die Fußball-Europameisterschaft sein, die am 11. Juni beginnt. Public Viewing wäre ohne weitere Öffnungsschritte maximal unattraktiv.

Die Sperrstunde:

Sie dürfe definitiv nach hinten rücken, auch deshalb, weil ja die Öffnung in der Kultur etwa dafür sorgen wird, dass die Leute länger unterwegs sind. Die Landeshauptleute machten Druck, Kurz unterstützte, Mückstein beriet sich das Wochenende über noch einmal mit Experten und hielt am Montagabend fest: Die Sperrstunde könnte von 22 Uhr auf Mitternacht verlegt werden.

Der Abstand:

Auch hier brachten die Gespräche mit Experten Mückstein zum Einlenken: In der Gastronomie könnte die Zwei-Meter-Abstandsregel auf einen Meter verkürzt werden, und für Innenräume könnte die Regel erlassen werden, dass statt vier Personen acht Personen (jeweils plus Kindern) zusammensitzen dürfen. Für Hotels und Restaurants wäre das eine erhebliche Erleichterung. Voraussetzung dafür wäre jedoch, dass sich das Personal überall wie in Wien drei Mal wöchentlich testen lässt. Mückstein will die Dreier-Regel österreichweit ausrollen.

Anstatt sich einfach zu freuen, konnte sich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger eine Spitze gegen Mückstein nicht verkneifen: "Die Öffnungsschritte finden wie vom Bundeskanzler angekündigt statt, je früher desto besser." 

Die Feiern:

Mit dem Feiern heißt es noch ein bisschen warten, aber nicht mehr lang: Geburtstags- und Hochzeitsfeiern dürften ab 1. Juli wieder möglich sein - also erst im Zuge eines weiteren Öffnungsschrittes zwei Wochen später. Es hat sich bewährt im Jahr der Pandemie, Lockerungsschritte im Zwei-Wochen-Rhythmus vorzunehmen, um auf die Auswirkungen auf die Infektionszahlen zu beobachten, bevor der nächste Schritt getan wird.

Die Vereine:

Die Landeshauptleute stehen besonders in Bezug auf die Vereine unter Druck. Sei es die Musik, sei es der Sport, sei es die Kultur - das Vereinsleben prägt das Leben in den Gemeinden, und die Bürgermeister geben den Frust über den Stillstand ungebremst weiter. Mit der aktuellen 20-Quadratmeter-Regelung sind Musik- und Chorproben, aber auch das Vereinsleben praktisch unmöglich. Sogar die Landeshauptleute plädieren aber für "Augenmaß", und niemand will sich über das Urteil der Experten hinwegsetzen und mit übereilten Schritten die Öffnung insgesamt gefährden. Möglicherweise fällt die 20-Quadratmeter-Regelung daher erst im Juli.

Messen und andere Großveranstaltungen:

Auch für Messen und andere große Events ist die 20-Quadratmeter-Regel eine unüberwindliche Hürde. Gleichzeitig sind diese Veranstaltungen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dennoch gilt: Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich die Politik über das Zulassen von Massenbegegnungen auf engstem Raum vor Juli drübertraut.

Die Reise-Hürde:

Immer noch muss sich jeder Einreisende bzw. jeder Rückreisende registrieren und ein Einreiseformular ausfüllen. Dies sorgt für erhebliche Staus, da die Registrierung bei der Ausreise vielfach nicht erforderlich ist und von den Reisenden daher darauf vergessen wird. Die Landeshauptleute sprachen sich dafür aus, bei der Einreise auf dem Landweg auf die Registrierung zu verzichten, da ohnehin die GGG-Regel gelte, also nur Geimpfte, Genesene oder Getestete reisen dürften. Auf Flughäfen soll es die Pflicht zur Registrierung weiterhin geben - aus Sorge in Zusammenhang mit der Einschleppung von gefährlichen Mutanten.