Die EU-Arzneimittelagentur EMA will am heutigen Donnerstag eine neue Empfehlung für die Vorgangsweise mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca abgeben. Das Nationale Impfgremium (NIG), das in Österreich gemäß der bisherigen EMA-Einschätzung vorerst zu keinem Impfstopp geraten hat, wollte die Entscheidung für eine weitere Bewertung abwarten. "Ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis besteht unverändert", hatte das NIG zuletzt zu noch ungeklärten Thrombose-Fällen nach Impfungen betont. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfahl bereits am Mittwoch den weiteren Einsatz des AstraZeneca Impfstoffes.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte Mittwochabend in der ZiB 2 des ORF, er gehe nicht davon aus, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Impfstoff AstraZeneca heute nicht empfehlen werde. Die EMA-Experten hätten signalisiert, dass sie großes Vertrauen in den Impfstoff hätten, ebenso wie Österreichs Experten.
"Für Österreich und ganz Europa ist das extrem relevant", so Kurz. 35 Prozent des derzeit in Europa verfügbaren Impfstoffes kämen von AstraZeneca. "Wir können damit alle, die das wollen, rund fünf Millionen Menschen über 18 in Österreich, bis zum Sommer impfen, und spätestens im August zur Normalität zurückkehren." Alles andere wäre ein massiver Rückschlag. "In Europa sterben täglich mehr als 1000 Menschen an Corona. Das Virus ist die Gefahr, nicht der Impfstoff."

Viele Länder pausieren

Mehrere EU-Staaten setzten die Immunisierungen mit dem AstraZeneca-Vakzin diese Woche nach vereinzelten Thrombosen und Embolien bei Geimpften vorübergehend aus. Der von dem britisch-schwedischen Pharmakonzern gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Impfstoff wurde in Großbritannien bereits millionenfach verabreicht. Dabei - und in vorangegangenen klinischen Studien mit Zehntausenden Probanden - waren keine Auffälligkeiten bezüglich Thrombosen festgestellt worden.

Beschlüsse in geheimen Zirkeln

Zum Thema Ungleichbehandlung in der Belieferung mit Impfstoffen beharrte der Kanzler auf der Darstellung, eine solche sei vielen Regierungschefs nicht bekannt gewesen, weil Beamte in geheimen Zirkeln anderes beschlossen hätten als ihnen von den Staats- und Regierungschefs vorgegeben wurde.

Österreich sei nur wenig ins Hintertreffen geraten und beim Impftempo derzeit sogar auf Rang 5 innerhalb Europas. Die 400.000 zusätzlichen Impfdosen, die nun aus dem Topf der zusätzlichen BionTech/Pfizer-Kontingents winkten, könnten diesen Nachteil ausgleichen. Andere Länder seien viel mehr benachteiligt worden, etwa Bulgarien, denen zwei Millionen Dosen fehlten. Für sie sei es extrem wichtig, dass es nun zu diesen Korrekturmaßnahmen komme.

Als Beleg dafür, dass es tatsächlich ohne Wissen der Regierungschefs zu dieser Ungleichverteilung gekommen sei, nannte Kurz den Umstand, dass nur vier Länder profitierten, vor allem Malta, Zypern und Dänemark. Genau deshalb rechne er auch damit, dass die nötige Zustimmung aller Länder zur jetzigen Reparaturmaßnahme leicht zustande komme. Es sei nicht akzeptabel, wenn auf Basis der jetzigen Verteilung Malta im Mai seine Bevölkerung durchgeimpft haben werde, Bulgarien aber erst im September.