Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) präsentierte bei einer Pressekonferenz die Neuerungen zur Teststrategie in Österreich. Um das Tempo bei Testungen weiter zu steigern und zu verhindern, dass die Menschen "zuhause an sich herumdoktern", soll es schon ab morgen, Donnerstag, die Möglichkeit geben, auch in HausarztpraxenAntigen-Tests durchführen zu lassen. Patienten mit Symptomen können künftig nach telefonischer Terminvereinbarung den Abstrich beim Hausarzt abnehmen lassen. Die Testkosten übernimmt die Sozialversicherung.

Die schnellen Antigen-Tests, die zum Beispiel schon probeweise in Wien zum Einsatz gekommen sind, sind nun auch in der überarbeiteten Version der "Österreichischen Teststrategie SARS-CoV-2" inkludiert. Die Anwendungsgebiete umfassen Tests von symptomatischen Personen bei Hausarztpraxen, in Spitalsambulanzen, in Schulen sowie in Alters- und Pflegeheimen. Den herkömmlichen PCR-Test werden diese Tests jedoch nicht ersetzen.

Rekordhoch

Anschober ging zunächst auf die aktuelle Situation ein, die wenig Positives zu bieten hat: Die Pandemie nehme weiter an Fahrt auf, der Höhepunkt sei noch nicht erreicht. "Besonders besorgniserregend" sei, dass das Zentrum der Pandemie derzeit in Europa liege, wo ein Drittel der weltweiten Neuinfektionen passiere - mehr als in den USA, Brasilien und Indien zusammen.

Auch in Österreich gab es heute mit 1.958 Neuinfektionen ein neues Rekordhoch zu verzeichnen. Anschober riet, die Werte nicht mit dem Frühjahr zu vergleichen, da mehr Tests stattfänden. Dennoch hätten die aktiven Fälle innerhalb einer Woche um 30 Prozent zugenommen und auch die Zahl der Hospitalisierungen nehme zu. Zumindest die Zahl derer, die intensivmedizinische Betreuung benötigen, sei stabil und bei der Anzahl der freien Intensivbetten liege man in einem "guten Bereich".

Die Positivrate bei den Testungen steige stark und liege momentan bei neun Prozent, das sei "zu hoch". Nur mehr drei Bundesländer verzeichneten von Dienstag auf Mittwoch zweistellige Neuinfektionen, die übrigen lagen alle im dreistelligen Bereich.

Schluss mit dem "Herumdoktern"

Durch das Bereitstellen der Antigen-Tests in den Hausarztpraxen, erhofft man sich neben schnellerer Feststellbarkeit einer Covid-19 Erkrankung vor allem, dass Patienten aufhören werden "zuhause an sich selbst herumzudoktern", denn "kranke Menschen gehören zum Arzt", erklärt Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin.

Gerade im Herbst und mit dem Beginn der Grippesaison würden Symptome, die für eine Covid-19 Erkrankung ebenso typisch sind, wie für herkömmliche Erkrankungen, immer häufiger. Allerdings bedürfe es einer ärztlichen Einschätzung und Entscheidung, wie diverse Symptome zu interpretieren sind. "Der Test ohne einen Arzt wäre demnach genauso sinnlos, wie ein Arzt ohne Test", so Rabady.

Pilotstudien in Wien

Wolfgang Mückstein, Leiter des Primärversorgungszentrums Medizin Mariahilf, hatte in den vergangenen drei Woche die Gelegeheint die Antigen-Tests in einem Pilotprojekt zu testen. Nach rund 100 in seiner Praxis getesteten Patienten fällt sein Urteil durchwegs positiv aus: "Die Vorteile liegen auf der Hand, das Ergebnis ist in 15 Minuten da und der Abstrich ist einfach durchzuführen. Auch solle es keine Knappheit an Tests geben. Die Lieferung dauere nur "ein paar Tage" und es gebe mehrere Anbieter die mehrere Millionen Tests produzieren können, berichtet Mückstein, der überzeugt davon war, dass genug Hausärzte die Tests anbieten werden.

Keine Falschen Signale

Die Sorge, dass man ein falsches Signal senden würde, und nun potentiell infizierte Menschen zum Arztbesuch auffordert, sei unbegründet, beruhigt Rabady. Sie weist auf die breite Symptom-Palette hin. Man weiß nun deutlich mehr über das Virus als noch im Frühjahr, als man noch vor einem Arztbesuch gewarnt hatte, so die Allgemeinmedizinerin. Da die Sicherheitsvorkehrungen in den Hausazrtpraxen ohnehin sehr hoch sei, bestehe wenig Risiko.