Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) informierte am Mittwochabend darüber, dass alle 279 Gemeinden unter Quarantäne gestellt werden. Die Heimatgemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen. Es ist nur eine Fahrt in den nächsten Ort erlaubt, sofern es im eigenen Ort keinen Arzt, keine Apotheke, kein Lebensmittelgeschäft oder keine Bank gibt. Dann dürfe die Gemeinde verlassen werden. "Was zum Beispiel nicht geht ist, in einen anderen Ort zu fahren, wenn im eigenen Dorf ein Lebensmittelgeschäft zur Verfügung steht", erklärte Platter.

Zudem grenze sich Tirol zu seinen Nachbarn ab. Das heißt, dass nur jene nach Tirol einreisen dürfen, die in Tirol zu Hause sind oder in der kritischen Infrastruktur oder Versorgung arbeiten. Der Warenverkehr bleibt unter bestimmten Voraussetzungen gestattet.

Bürgermeisterin Elisabeth Blanik zu Isolation von Osttirol

Im Lauf des Mittwochs wurden aus den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich insgesamt vier Todesfälle im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit neu gemeldet. Allerdings wurden nur die drei Fälle aus der Steiermark zunächst offiziell der Lungenkrankheit Covid-19 zugerechnet. Auch Niederösterreich verzeichnete einen Todesfall.

In der Steiermark wurde am Abend der insgesamt vierte Todesfall im Bundesland aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus gemeldet, wie die Landessanitätsdirektion am Abend bestätigte. Es handelt sich um eine 80-jährige Steirerin aus dem Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Sie war in einem Seniorenheim im Bezirk zuhause gewesen. Bei der Steirerin hatte zum Zeitpunkt des Todes der Verdacht auf Infektion mit dem Corona-Virus bestanden. Die eingeleitete virologische Abklärung erbrachte ein positives Testergebnis. Bei den beiden im Laufe des Tages bereits gemeldeten Todesfälle handelt es sich um Männer (beide Jahrgang 1940) aus den Bezirken Graz-Umgebung und Murtal.

Aufgrund der hohen Fallzahlen in Gemeinden in Tirol, Vorarlberg und Salzburg wurde mit der Abriegelung ganzer Gemeinden begonnen. Nachdem vergangene Woche St. Anton am Arlberg und die Paznauner Gemeinden Galtür, Ischgl, Kappl und See unter Quarantäne gestellt worden sind, haben die Behörden nun zwei weitere Skiorte in Tirol isoliert. Bis inklusive 2. April werden der bekannte Tourismusort Sölden im Ötztal sowie St. Christoph am Arlberg gesperrt.

Auch die Vorarlberger Arlbergregion wurde unter Quarantäne gestellt. Betroffen waren die Gemeinden Lech, Klösterle, Warth und Schröcken. Am Mittwochnachmittag wurde dann auch im Bundesland Salzburg zwei ganze Täler und die Gemeinde Flachau isoliert. Betroffen sind das Gasteinertal mit den Gemeinden Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein sowie das Großarltal mit den Kommunen Großarl und Hüttschlag.

Da das ganze Bundesland Tirol jetzt offenbar als Corona-Risikogebiet erachtet wird, müssen sich nicht nur Heimkehrer aus Risikoländern wie Italien oder dem Iran für 14 Tage isolieren, sondern alle, die in den vergangenen zwei Wochen irgendwo in Tirol waren, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf "Puls 4".

Nicht gerade förderlich für die Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, war das einsetzende Frühlingswetter. Am Mittwochnachmittag waren in vielen Parks Wiens insgesamt Tausende Menschen unterwegs. Die Polizei rief die Bevölkerung daher via Facebook dazu auf, das schöne Wetter nicht "für ausgedehnte Freizeitaktivitäten im Freien" zu nutzen. Die Ausnahmeregelungen der Verordnung zur Eindämmung der Infektionskrankheit "gestatten Wege an der frischen Luft, bevor Ihnen zuhause die Decke auf den Kopf fällt", stellte die Exekutive klar.

Wie stark sich die Epidemie auf die Wirtschaft auswirken wird, zeigten die ersten Zahlen vom AMS. Seit dem Start der Ausgangsbeschränkungen gibt es Montag und Dienstag zusammengerechnet um 49.000 Arbeitslose mehr als noch Sonntagabend, sagte AMS-Chef Johannes Kopf am Mittwochabend zur APA. Betroffen von der "enormen Steigerung" in den zwei Tagen seien großteils Beschäftigte aus "dynamischen Branchen".

Die Regierung stemmt sich mit einem massiven Hilfspaket gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Kogler kündigten am Mittwoch nach dem Ministerrat an, die Hilfsgelder von vier auf 38 Mrd. Euro aufzustocken. Als Ziel nannte Kurz, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten: "Koste es, was es wolle."

International war wieder Italien besonders getroffen: 2.978 Todesopfer wurden gemeldet, das sind 475 mehr als am Vortag. Noch nie war die Zahl der Todesopfer an einem einzigen Tag so stark gestiegen. Die Zahl der Infizierten kletterte von 26.062 auf 28.719, was einem Zuwachs von 2.648 Personen entspricht, teilte der italienische Zivilschutz in Rom mit. 2.257 Personen liegen auf der Intensivstation. 4.025 Menschen sind inzwischen genesen.

Ab Mitternacht führt Österreich auch an der Grenze zu Deutschland Grenzkontrollen - samt Checks auf das Coronavirus - durch. Wie schon an den Grenzen zu Italien, Schweiz und Liechtenstein werden alle kleineren Grenzübergänge geschlossen, teilte das Innenministerium am Abend mit. Deutschland, wo bereits mehr als 10.000 Personen infiziert wurden, weitete die bereits an fünf Landesgrenzen geltenden Einreisebeschränkungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus nun auch auf Flüge und den Schiffsverkehr aus.

Die französische Regierung bereitet offenbar die Ausrufung eines "Gesundheitsnotstandes" vor. Ein entsprechender Gesetzentwurf lag dem Kabinett am Mittwochnachmittag zur Beratung vor, wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem Pariser Parlament erfuhr. Der Notstand soll der Regierung ein schnelleres Handeln in der Coronavirus-Krise ermöglichen.

Auch in Amerika wird man sich dem Ausmaß der Krise nach und nach bewusst. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio forderte wegen sprunghaft ansteigender Coronafälle etwa die Hilfe des US-Militärs. "Das Militär hat außergewöhnliche medizinische Kapazitäten", sagte de Blasio am Mittwoch im Interview mit dem TV-Sender NBC. "Diese wird an Orten wie New York gerade gebraucht." Auch bei der Logistik und Koordination in der Pandemie könne die Armee helfen.

Im Iran stieg innerhalb von nur 24 Stunden die Zahl der Toten von 988 auf 1.135, sagte Vizegesundheitsminister Aliresa Raeissi am Mittwoch in Teheran. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen stieg im gleichen Zeitraum von 16.169 auf 17.361. In Spanien wurden binnen eines Tages mehr als 2.500 neue Infektionen registriert. Die Zahl aller Infektionsfälle lag demnach bei 13.716 und damit um 2.538 höher als noch am Dienstag, 598 Menschen starben.

Russland schließt wegen des hochansteckenden Coronavirus seine Schulen. Die Schüler werden vom kommenden Montag an drei Wochen in die verlängerten Frühlingsferien geschickt, sagte Bildungsminister Sergej Krawzow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Einige Schulen hatten aber bereits jetzt schon geschlossen, um eine Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen.