Die ÖVP-FPÖ-Regierung mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache begann umgehend damit, was alle Regierungen tun: Macht entfalten und Posten umfärben. Man begann im Jänner an der Spitze der Staatsbeteiligungen. In der Staatsholding Öbib lösten im Nominierungskomitee die Minister Hartwig Löger (ÖVP) und Gernot Blümel (ÖVP) die Ex-Minister Thomas Drozda (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP) ab. Mahrer war schon als Nachfolger von WKO-Präsident Christoph Leitl fix und löste dann auch Claus Raidl als Präsident der Nationalbank ab. Den 2019 scheidenden OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny (SPÖ) soll  Ex-Weltbankdirektor Robert Holzmann aus dem FPÖ-Lager beerben. Die Bankenaufsicht will die ÖVP aber von der OeNB ins Finanzministerium holen. Um Einfluss, den die SPÖ verliert, wird auch innerhalb der türkis-blauen Koalition gerungen.

Telekom, Verbund, OMV, Post: In den Staatsbeteiligungen ging man Schritt für Schritt vor. In der Telekom Austria wurde CEO Alejandro Plater von Thomas Arnoldner abgelöst, einst Vize-Bundesobmann der Jungen ÖVP. Seine gute Kenntnis von Kurz bringe er als „Mehrwert für das Unternehmen ein“. Im Telekom-Austria-Aufsichtsrat nahm Casino-Austria-Chefin Bettina Glatz-Kremsner Platz, die ebenso wie Kurz-Beraterin Antonella Mei-Pochtler als Kandidatin für den Vorstand der Öbib gilt, aus der ein Standort-Fonds werden soll. Im Verbund wurde Wolfgang Anzengruber bis Ende 2020 verlängert, statt der Vorstände Günther Rabensteiner und Hannes Sereinig aus dem SPÖ-Lager ziehen Anfang 2019 Achim Kaspar und Michael Strugl ein, Letzterer gibt seinen Job als oberösterreichischer ÖVP-Landeshauptmann-Vize auf. In der OMV scheidet Peter Löscher als Aufsichtsratschef aus, weil er mehr staatlichen Einfluss nicht mittragen will. In den Aufsichtsrat der Post zog neben der FPÖ-nahen Anwältin Huberta Gheneff auch Ex-ÖVP-Staatssekretär Jochen Danninger ein. Post-Aufsichtsratschefin Edith Hlawati sitzt nun auch im Telekom-Aufsichtsrat, gehen musste Ex-SPÖ-Politiker Wolfgang Ruttenstorfer.

Burschenschafter: Bei Asfinag und ÖBB hinterließ Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) gründlich seine Handschrift. Für Claudia Kahr, die ihrer Abberufung mit Rücktritt zuvorkam, wurde Peter Franzmayr Asfinag-Aufsichtsratschef. Der Jurist aus Wels ist ebenso Burschenschafter wie der neu an die Spitze der ÖBB-Holding gehievte Aufsichtsratsvorsitzende Arnold Schiefer. Gegen ihre Abhalfterung in kurzfristiger Hauptversammlung setzte sich die bisherige Aufsichtsratschefin und Ex-SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer zur Wehr: „Uralte Politik, ohne Benehmen, Umfärbung in unerträglicher Form.“ Vergebens. Sieben von acht Aufsichtsräten wurden ausgetauscht, vor allem durch blaue Kandidaten wie den Ex-Nationalrat Gilbert Trattner oder Barbara Kolm, nun auch OeNB-Vizepräsidentin. Den Draht zu Kurz hält im ÖBB-Aufsichtsrat die Juristin Cattina Leitner. Umgefärbt wurden auch die Aufsichtsräte in den ÖBB-Töchtern Infrastruktur, Cargo und Personenverkehr. Da wechselte auf ÖVP-Ticket Michaela Huber von der OMV in den Vorstand. Bald sollen die ÖBB noch stärker blau versiegelt sein. Der Posten des in Pension gehenden Vorstands Josef Halbmayr (ÖVP) ist ausgeschrieben. Schiefer gilt als Favorit. Wechselt er vom Aufsichtsrat in den Vorstand, soll Trattner Aufsichtsratsboss werden. Beide saßen schon unter Christian Kern in ÖBB-Vorständen.

Kassen, Finanz, AMS, ORF: Bei den Kassen mit der höchst notwendigen Reform bleibt kein Stein auf dem anderen. Die Zusammenlegung von 21 auf fünf Träger senkt die Zahl der Funktionäre von 2000 auf 480, die der Generaldirektoren von 21 auf fünf. Da sie im Hauptverband als Chefs rotieren, verliert Alexander Biach seinen Job. Der ÖVP-Mann kam den neuen Präsidenten von AK und ÖGB, Renate Anderl und Wolfgang Katzian, zu nahe, die ein Fusionsfiasko zulasten der Arbeitnehmer beklagten. Im AMS mussten die Vorstände Johannes Kopf und Herbert Buchinger bei Kurz und Strache zum Rapport. Der Sparkurs könnte die Länder-AMS so betreffen wie der Reformplan, der aus 40 Finanzämtern ein Finanzamt Österreich macht. Effizienz ist überall gewünscht. Im ORF fiel der neue Stiftungsratschef Norbert Steger (FPÖ) aber nur mit Drohungen gegen Korrespondenten auf.