Die Hochzeitseinladung an Wladimir Putin zur Hochzeit der österreichischen Außenministerin sorgt für heftige Kritik in Kiew. "Von nun an kann Österreich kein Vermittler in der Ukraine mehr sein", schrieb die fraktionslose Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im ukrainischen Parlament, Hanna Hopko, am Mittwochabend auf Twitter.

Obwohl Hochzeiten eine private Angelegenheit seien, verstehe es sich von selbst, dass man mit dieser Hochzeiteinladung Putins nicht mehr neutral sein könne, begründete Hopko auf Twitter in englischer Sprache.

Außenministerin Karin Kneissl (53) wird am 18. August ihren Lebensgefährten, den steirischen Unternehmer Wolfgang Meilinger (54) heiraten. Zunächst hatte es geheißen, das Paar werde im Schloss Gamlitz heiraten. Nach Berichten, dass Kneissls und Meilingers Hochzeit in Gamlitz mit jener eines anderen Paares kollidieren würde, ließ die Ministerin wissen, dass man den Hochzeitsort verlegen werde - wohin genau, ließ sie offen, allerdings bleibe man in den steirischen Weinbergen.

Auch der russische Staatspräsident Wladimir Putin wird in der Steiermark als Hochzeitsgast erwartet. Er plant kurzfristig einen Österreich-Besuch, wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch mitteilte. Dazu hat sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angesagt.

Danach - am Samstagabend - trifft Putin auf Schloss Meseberg in Brandenburg die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gesprächen über den Syrien-Krieg, den Ukraine-Konflikt und Energie-Fragen.

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Bei Staatsbesuch eingeladen

Kneissl habe den russischen Staatschef bei seinem Besuch in Wien im Juni persönlich eingeladen, teilte der Kremlberater Juri Uschakow mit. "Wir werden vorbeischauen und gratulieren", sagte der Politiker. Ob weitere Termine in Österreich geplant sind, war zunächst offen. Es wäre der zweite Besuch Putins in Österreich innerhalb weniger Wochen.

Die Außenministerin hatte Moskau im April besucht, in Begleitung ihrer Russland-Sonderbeauftragten Margot Klestil-Löffler. Mit ihrem verstorbenen Ehemann, dem früheren Bundespräsidenten Thomas Klestil, hatte sie ein sehr herzliches Verhältnis zum russischen Präsidenten. Im Februar 2004 schenkte Putin dem Ehepaar Klestil zwei Welpen seiner geliebten Labrador-Hündin Konni und wenige Monate später erwies Russlands Präsident seinem verstorbenen Amtskollegen Klestil in Wien die letzte Ehre. Die Karrierediplomatin Klestil-Löffler war nach ihrer Zeit als First Lady auch mehrere Jahre Österreichs Botschafterin in Moskau.

Kneissls Moskau-Besuch

Bei Kneissls Moskau-Besuch hatte es Spekulationen über ein Treffen mit Putin gegeben, doch wurden diese von der Außenministerin auf mehrmalige Nachfrage dementiert. Die Visite war von Irritationen über Vermittlungsbemühungen Österreichs im Syrien-Konflikt überschattet, nachdem Kneissls russischer Amtskollege Sergej Lawrow öffentlich festgestellt hatte, dass er keine Vermittlerrolle Wiens zwischen Russland und dem Westen sehe. Kneissl fühlte sich missverstanden und betonte, dass sie bei der Visite "alle Ziele erreicht" habe.

Die Kleine Zeitung hatte bereits Anfang des Monats berichtet, dass Russlands Präsident als Gast bei der Zeremonie im Gespräch ist. In Sicherheitskreisen bestätigte man am Mittwochvormittag dann, sich für den Abstecher Putins zur Hochzeit vorzubereiten.

Massive Kritik aus der Ukraine

Hopko verwies auf "hungerstreikende und vom Tod bedrohte politische Gefangene des Kreml" wie Oleg Senzow und Wladimir Baluch, auf Folter gegen Ukrainer in den "okkupierten Gebieten" sowie tägliche Beschüsse in der Ostukraine, die sie im Zusammenhang mit der Nichteinhaltung von Vereinbarungen durch Putin sowie einen fehlenden Waffenstillstand sah. Der russische Präsident müsse dafür ebenso wie für den Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine sowie für Verbrechen im syrischen Aleppo und im britischen Salisbury auf der Anklagebank sitzen, schloss die ukrainische Parlamentarierin.