Die Spannungen wegen des kolumbianischen Militäreinsatzes gegen FARC-Rebellen auf ecuadorianischem Territorium nehmen immer mehr zu: Ecuador brach am Montag (Ortszeit) die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab, wie das kolumbianische Außenministerium in Bogota mitteilte. Venezuela ordnete die Ausweisung des kolumbianischen Botschafters und seiner Mitarbeitern an. Die kolumbianischen Behörden warfen dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez vor, die linksgerichtete FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) finanziell zu unterstützen. Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa erklärte in Quito, durch den Militäreinsatz Kolumbiens werde die Freilassung von FARC-Geiseln verhindert.

"Unfreundliche Anschuldigungen". "Die Regierung von Ecuador hat entschieden, die diplomatischen Beziehungen mit der Regierung von Kolumbien ab dem heutigen Tag abzubrechen", hieß es in einer Mitteilung aus Quito. Grund dafür seien eine "Reihe von Ereignissen und unfreundlichen Anschuldigungen". Laut dem Außenministerium in Venezuela wurde der kolumbianische Botschafter abgezogen, "um die Souveränität des Heimatlandes und die Würde des Volkes in Venezuela zu verteidigen".

300 Millionen Dollar. Nach Angaben eines kolumbianischen Polizeivertreters soll Venezuela 300 Millionen Dollar (rund 197 Millionen Euro) an die linksgerichteten FARC-Rebellen gezahlt haben. "Wir haben Informationen gefunden, die die venezolanische Regierung kompromittieren", sagte Polizeigeneral Oscar Naranjo bei einer Pressekonferenz in Bogota. Die Daten seien auf dem Computer des am Samstag bei dem Angriff des kolumbianischen Militärs getöteten Vize-Chef der FARC-Rebellen, Raul Reyes, gefunden worden. Der Linkspolitiker Chavez hat derartige Vorwürfe stets zurückgewiesen.

"Kampfbündnis". Nach Angaben von Naranjo belegen die entdeckten Dokumente auch mehrere Gespräche zwischen Chavez und FARC-Chef Manuel Marulanda. In einem Brief habe der venezolanische Präsident der FARC sogar Hilfe für den Fall eines Angriffs der USA angeboten. "Dieser Brief beweist ein Kampfbündnis zwischen der FARC und der venezolanischen Regierung", sagte der Polizeigeneral. Correa sagte in einer Fernsehansprache: "Es tut mir leid mitzuteilen, dass die Verhandlungen für die Freilassung von elf Geiseln, darunter Ingrid Betancourt, weit fortgeschritten waren". Dies sei durch die "Kriegshetze" aufs Spiel gesetzt worden, sagte er mit Blick auf die kolumbianische Regierung.

Attacke. Das kolumbianische Militär hatte am Samstag auf ecuadorianischem Gebiet Reyes bei einem kombinierten Luft- und Bodenangriff getötet. Ecuador und Venezuela stationierten daraufhin Soldaten an den Grenzen zum Nachbarland. Die FARC hat bis zu tausend Geiseln in ihrer Gewalt, darunter die französisch-kolumbianische Grünen-Politikerin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin Betancourt. Ecuador und Venezuela haben mit Rafael Correa und Hugo Chavez linksgerichtete, USA-kritische Präsidenten, während Kolumbien vom konservativen Präsidenten Alvaro Uribe geführt wird.