Wenn amtierende Bürgermeister oder Landeshauptleute sich der Wiederwahl stellen, haben es die Herausforderer meist schwer. Der sogenannte "Amtsinhaberbonus" scheint zu wirken, wie eine am Freitag veröffentlichte, repräsentative Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS mit jeweils zumindest 700 Personen in Oberösterreich, Salzburg und Kärnten zeigt.
Demnach verbindet die Bevölkerung mit dem Amtsinhaber eine deutlich höhere Sympathie, eine höhere Problemlösungskompetenz und vor allem eine bessere Eignung als Führungspersönlichkeit. Dieser Reflex scheint eher unabhängig von der Parteizugehörigkeit und den Eigenschaftsmerkmalen der Spitzenkandidaten wirksam zu sein. So sagen 52 Prozent, dass ihnen der Amtsinhaber "am liebsten" wäre, wenn jetzt neu entschieden werde, wer Landeshauptmann werden soll. Nur 18 Prozent sprechen sich für den Herausforderer aus.
Große Sympathie für die Nummer eins
Trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit hatten Gerhard Dörfler (B), Gabi Burgstaller (S) und Josef Pühringer (V) einen Startvorteil im politischen Wettbewerb gemeinsam: Der Sympathiebeweis für die Nummer eins lautete im Durchschnitt 70 zu 43 Prozent zugunsten des amtierenden Landeshauptmanns. Der Herausforderer lag durchwegs deutlich zurück und konnte mit seiner Persönlichkeit meist nur in den eigenen Parteikadern punkten.
Ein wesentlicher Faktor für die Wahlentscheidung ist das Zutrauen der Bevölkerung in die Lösungskompetenz der Parteien. Im Verhältnis von 40 zu 27 Prozent gab die Bevölkerung abermals der sogenannten LH-Partei den Vorzug gegenüber dem Mitbewerber. Gleichzeitig trauen aber mehr als 30 Prozent der Wahlberechtigten keiner Partei die Lösung der ihnen wichtig erscheinenden Probleme zu. Dies ist laut IMAS ein eindeutiger Ausdruck der Orientierungslosigkeit gewisser Bevölkerungsgruppen.
Auch beim Eindruck von der Wahlwerbung zeigte sich ein Indiz für den Amtsinhaberbonus: Die sogenannte LH-Partei vermittelte den Eindruck einer deutlich besseren Kampagnenfähigkeit als die jeweilige Herausfordererpartei. Konkret favorisierte die Bevölkerung die Wahlwerbung der jeweils führenden Partei im Verhältnis von 31 zu 16 Prozent. Besonders auffallend ist dabei aber die Urteilsunsicherheit der Bevölkerung: Mehr als die Hälfte gab an, keine Bewertung der Wahlwerbung vornehmen zu können. Wahlwerbung ist offenbar nur begrenzt in der Lage, politische Unterscheidungen zwischen den Parteien erkennbar zu machen.
Im Jahr 2003 konnte in Oberösterreich bei den Kommunalwahlen nur jeder 16. Bürgermeistersessel vom Herausforderer erobert werden. In 94 Prozent der Duelle ging also der amtsführende Bürgermeister siegreich aus der Wahlarena (Verhältnis: 326:20). Seit Beginn der Zweiten Republik konnte in 127 Landtagswahlgängen in den neun Bundeslandern überhaupt nur viermal der Herausforderer die stimmenstärkere Partei übertrumpfen und auch das Amt des Landeshauptmanns übernehmen.