Nach Ansicht von Politikwissenschaftern und Meinungsforschern dürfte der Spitzel-Untersuchungsausschuss vor allem zu Auseinandersetzungen zwischen den Oppositionsparteien führen. Nach derzeitigem Stand sehe es nach einem "Match BZÖ gegen FPÖ gegen Grüne" aus, sagte etwa der Meinungsforscher Peter Hajek gegenüber der Austria Presse Agentur. Auch Karin Cvrtila (OGM) erwartet, "dass sich die Opposition gegenseitig aufreibt". Der Politologie Hubert Sickinger hält die Erwartungen an den U-Ausschuss für zum Teil überzogen und verweist etwa darauf, dass laut Beweisbeschluss ja nur die Vorkommnisse ab Oktober 2006 erfasst seien.
Die Situation der Regierungsparteien sei jetzt "nicht gerade unangenehm", meint Cvrtila. Denn die Opposition würde sich gegenseitig zerfleischen, SPÖ und ÖVP könnten sich daher "relativ bequem zurücklehnen". Ähnlich sieht dies Hajek: Die Opposition sei "deutlich verwickelter". Allerdings gibt er zu bedenken, dass etwa die ÖVP ebenfalls betroffen sein könnte. Denn es sei nicht klar, welche Rolle das (schwarze) Innenministerium spiele.
Hier hakt auch Sickinger ein: Neben dem ÖVP-geführten Innenministerium könnte es auch für die SPÖ unangenehm werden, war doch das von den Untersuchungen des U-Ausschusses ebenfalls betroffene Justizministerium vor der jetzigen Regierung mit einer roten Ministerin besetzt. Darüber hinaus seien die Heeresgeheimdienste, die im Ausschuss ja auch Thema sein werden, ein "Tummelfeld von Parteinahen", so Sickinger. Er rechnet - insbesondere in Hinblick auf die Causa der Spitzelvorwürfe gegen den Grünen Abgeordneten Karl Öllinger - mit dem Waschen von "Schmutzwäsche" zwischen FPÖ und Grünen.
Chancen auf klare Resultate "eher gering" Wem der U-Ausschuss letztlich nutzen oder schaden wird, wollten die Experten nicht abschließend beurteilen. "Wenn es ganz blöd läuft für die Politik, ist der Verlierer die gesamte Republik", so Hajek. Denn sollten Verwaltung und staatliche Institutionen wie etwa die Staatsanwaltschaft ebenfalls hineingezogen werden, könnte es sein, dass die Bevölkerung nicht nur das Vertrauen in die Politiker, sondern eben auch in die Institutionen verlieren würde. "Das wäre dann schlimm", so Hajek.
Dass der Ausschuss so rasch zustande gekommen ist, ist für den Meinungsforscher einerseits überraschend, andererseits aber auch wieder nicht: Denn jeder glaube, er könne etwas aufdecken. Es würden sich alle sehr viel erwarten, daher hätten alle zugestimmt. Dass viel rauskommt, glaubt Hajek aber nicht: "Zu erwarten ist wahrscheinlich in diesem Fall relativ wenig, weil die Fronten auch nicht geklärt sind. Normalerweise geht es um eine Causa, wo die Frontlinien recht klar sind". In diesem Fall gebe es aber mehrere Causen. Die Chance, dass etwas Glasklares herauskommt, sei "eher gering".
Sickinger bremst ebenfalls die Erwartungen: Denn erstens könne ein Untersuchungsausschuss grundsätzlich nur die Angelegenheiten der Vollziehung des Bundes erheben. Und zweitens seien laut Beweisbeschluss ja nur die 23. und 24. Gesetzgebungsperiode erfasst - und damit erst jene ab Oktober 2006. Alle Vorkommnisse vor dieser Zeit - wie die Vorwürfe der undichten Stellen im Heeresabwehramt Anfang der 2000er Jahre könnten damit nur indirekt in die Untersuchung fallen - etwa, wenn es Akten ab dem Jahr 2006 gibt, die genau diese Dinge streifen.