Armut ist nach Ansicht von Bundespräsident Fischer ein globales Thema, dem man sich in Europa und in Österreich stellen müsse. Und es habe durch die jüngste weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise noch zusätzlich an Aktualität und Gewicht gewonnen, meinte Fischer am Montag bei der Eröffnungsveranstaltung des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung in Salzburg.

Wenn die Einkommensunterschiede "irrational werden, wenn sie weit jenseits aller Leistungsunterschiede liegen und wenn die Gefahr besteht, dass Armut der Menschenwürde den Boden entzieht, dann ist eine Gesellschaft, die sich zur sozialen Marktwirtschaft bekennt, verpflichtet korrigierend einzugreifen", betonte Fischer. In den nächsten Monaten und Jahren erwartet er große und schwierige Aufgaben.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise habe es notwendig gemacht, große Beträge aus den öffentlichen Haushalten in die Hand zu nehmen, um den Zusammenbruch von Banken zu verhindern, den Kreditsektor zu stabilisieren und den Wirtschaftskreislauf wieder anzukurbeln. Dadurch wurden die Staatsschulden vergrößert und die Budgetdefizite erhöht. "Es muss unser Ziel sein, darauf hinzuarbeiten, dass Belastungen, die bei der Rückführung der Budgetdefizite entstehen, in einer fairen und ausgeglichenen Weise verteilt werden", sagte Fischer.

In Österreich gelten derzeit rund zwölf Prozent der Bevölkerung - also etwa eine Million Menschen - als armutsgefährdet. "Rund die Hälfte davon ist manifest arm", unterstrich Fischer.

Armut sei kein Schicksal und die Betroffenen seien nicht selbst schuld, betonte Sozialminister Hundstorfer. "Es geht um den Kampf gegen die Armut, nicht um Kampf gegen die Armen." Den Armutsgefährdeten sowie den Armen sollte die ausgesteckte Hand gegeben und nicht die kalte Schulter gezeigt werden, so der Sozialminister.