An Negativ-Schlagzeilen mangelt es dem Bundesheer nicht. Ist unser Heer so am Sand? Die vielen Baustellen zeigen, es liegt nicht alles nur am Geldmangel. Dennoch muss unsere Armee mit einem der geringsten Budgets in Europa auskommen (siehe Grafik). Rund 60 Prozent davon geht ins Personal, der breite Überbau und die Beamtenstruktur machen Reformen schwierig. Die mit "ÖBH 2010" betitelte Reform gilt als gescheitert. Von 120 Empfehlungen wurde die Hälfte nicht oder nur teilweise umgesetzt.
Sanierung, bitte warten
69 Kasernen hat das Bundesheer noch - mehr als ein Drittel davon schwer sanierungsbedürftig. Bruchbuden, wie die Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne in Wien stehen Vorzeigebauten wie der neuen Muster-Kaserne in Güssing gegenüber. Kaderpräsenzkräfte dürfen sich zwar immer öfter über Zwei-bettzimmer mit Nasszelle freuen, Grundwehrdiener schlafen aber oft noch mit 40 Kameraden im Saal. Sanierungsbedarf: mindestens eine halbe Milliarde. 311 Millionen seien in seiner Amtszeit bereits in die Infrastruktur geflossen, sagt Minister Darabos. Nur wurde die Hälfte davon allein in die Zeltweger Eurofighter-Werft gepumpt.
Panzer zum Einmotten
Dass mitunter mehr als die Hälfte bestimmter Panzersysteme nicht einsatzbereit waren, ist nicht das Problem. Einsatzbereit wofür? Selbst hohe Militärs geben inzwischen zu, dass man die meisten schweren Panzer einmotten könnte. Den Kürassier-Jagdpanzer wird es wohl zuerst treffen. Gebraucht (und angeschafft) werden vor allem gepanzerte Fahrzeuge für Truppentransport und Sanitäter, sogenannte Allschutzfahrzeuge.
Und es wird noch teurer
Trotz aller Unkenrufe: Der Eurofighter erledigt seinen Job -aber zu welchem Preis? Noch immer weiß niemand, was in dem Vergleich steht, den Norbert Darabos mit dem Hersteller ausgehandelt hat. Das Resultat macht sich täglich bemerkbar: Da die 15 Austro-Eurofighter aus der älteren Tranche 1 stammen, sind Ersatzteile Mangelware. Manche müssen um viel Geld extra angefertigt werden, oder sie werden aus in der Wartung stehenden Jets ausgebaut. Teure Nachrüstungen sind mittelfristig nicht zu vermeiden. Weil unsere Saab 105 dafür viel zu alt sind, müssen Eurofighter-Piloten zum Training großteils ins Ausland.
Grenzgenial ist anders
Nicht die militärische Führung, sondern SPÖ und ÖVP schicken die Soldaten zum Wacheschieben an eine Grenze, die es schon lange nicht mehr gibt. Für den verfassungsrechtlich bedenklichen Assistenzeinsatz Schengen fallen laut Ministerium 12,5 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr an. Von den rund 800 Soldaten sind 500 Grundwehrdiener. Der Rest Kader und Milizionäre, denen der Burgenland-Spaziergang ein lukratives (Zusatz-) Einkommen beschert.
Armee an Papiersoldaten
30.000 Mann sollte die Milizreserve im Krisenfall stark sein. Diese Armee gibt es nur auf dem Papier. In dieser Größe wird man sie aber auch nie brauchen. Offiziere hätte man genug, nur keine übungspflichtigen Soldaten. Klare Ursache ist die Aussetzung der Volltruppenübungen und die Abschaffung des Modells sechs plus zwei Monate Grundwehrdienst. Jetzt melden sich gerade fünf Prozent der Rekruten für eine Milizverwendung, der Bedarf ist nur zu einem Viertel gedeckt. Zaghafte Versuche, diesen "Zweitberuf Soldat" mit Prämien schmackhaft zu machen, fruchten kaum. Auch, weil Uniformen und Ausrüstung total veraltet sind
Aus der Mode gekommen
Das Bundesheer verliert zunehmend an Attraktivität - und an gesundem Nachwuchs. Von 47.000 Stellungspflichtigen blieben im Vorjahr gerade noch 38.000 Taugliche über. Davon entschieden sich 13.000 für den Zivildienst. Der Rest an Rekruten findet sich dann oft als Systemerhalter wieder, mittlerweile "dienen" schon fast zwei Drittel als Schreiber, Koch und Co. Da verwundert es, dass es heuer um 100 Unteroffiziersanwärter mehr gibt als im Vorjahr.