Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) sieht den Kauf der Schweizer Steuerdaten-CD durch Deutschland im Gegensatz zur SPÖ "extrem kritisch". "Das hat eine Präzedenzwirkung weit über den Fall der Steuerhinterziehung hinaus. Aber gut, das muss Deutschland mit der Schweiz ausmachen", sagte Pröll im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (Samstag-Ausgabe).

Kontakt zu seinem deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble hat Pröll nach Eigenangaben noch nicht aufgenommen. "Aber alles, was an Daten für Österreich interessant sein könnte, bekommen wir aufgrund der Amtshilferichtlinien", meinte er. Informationen über Steuerhinterzieher aus Österreich habe man noch keine. Die Frage nach dem Kauf der Steuer-CD stelle sich nicht, da sie bisher noch nicht angeboten wurde, so Pröll.

Im Gegensatz zur ÖVP würde die SPÖ die CD sehr wohl kaufen. "Selbstverständlich sollte Österreich solche Daten kaufen", meinte der Finanzsprecher der SPÖ, Jan Krainer, gegenüber der Zeitung. Der Parlamentarier sieht weder datenschutz- noch rechtliche oder moralische Probleme, wenn der Staat im Ausland gestohlene Daten von österreichischen Steuerhinterziehern kauft. Krainer verweist auf das Vorgehen der deutschen Behörden: "Die haben fünf Namen als Appetizer zur Verfügung gestellt bekommen. Allein die Steuereinnahmen dieser fünf Personen bringen dem Staat schon mehr ein als die gesamten Daten kosten".

Krainer plant jedenfalls eine parlamentarische Anfrage an Pröll. "Ich will wissen, was eigentlich aus den Steuersündern geworden ist, deren Daten die deutschen Behörden vor zwei Jahren an Österreich übermittelt haben." Damals hat ein deutscher Nachrichtendienst in einem ähnlichen Datenkauf Informationen über Steuerflüchtlinge in Liechtenstein gekauft und über ein Amtshilfeverfahren an Österreich weitergeleitet.