Ohne Bestechung läuft in Afghanistan kaum etwas. Laut einem Bericht der UNO haben über den Zeitraum von einem Jahr rund die Hälfte der erwachsenen Afghanen mindestens einmal Schmiergeld bezahlt. Die Gesamtsumme beläuft sich demnach auf umgerechnet 1,7 Mrd. Euro, was in etwa einem Viertel des BIP entspricht. Das durchschnittliche Schmiergeld betrage etwa ein Drittel des Pro-Kopf-Einkommens.

Im Auftrag des UNO-Büros für Drogen und Verbrechen (UNODC) wurden mehrere tausend Personen in ganz Afghanistan befragt. Viele der Befragten hätten erklärt, dass sie ohne die Zahlung einer entsprechenden Summe keine öffentlichen Leistungen erhalten hätten. Ebenfalls häufig sei erklärt worden, dass es normal sei zu bezahlen, wenn man für besondere Leistungen, eine bessere Behandlung oder zur Vermeidung von Strafen bezahle. Die meisten Zahlungen seien an die Polizei, Richter und lokale Beamte geflossen. Aber auch Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern hielten häufig die Hand auf.