In einem umstrittenen Verfahren wegen Mordes an einem ukrainischen Abgeordneten hat ein Zeuge schwere Vorwürfe gegen die inhaftierte Oppositionsführerin Julia Timoschenko erhoben. Die Ex-Regierungschefin sei die Auftraggeberin für den Mord an Jewgeni Schtscherban vor 17 Jahren, behauptete Wladimir Schtscherban am Montag bei einer Vorverhandlung in Kiew.
Beweise legte der frühere Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Donezk, der nicht mit dem Opfer verwandt oder verschwägert ist, nicht vor. Die in Haft erkrankte Timoschenko nahm nicht an dem Gerichtstermin teil. Sie weist die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. Wegen Amtsmissbrauchs verbüßt die 52-Jährige derzeit eine international kritisierte siebenjährige Haftstrafe. Auftragsmörder hatten Schtscherban und dessen Frau 1996 bei einem spektakulären Anschlag auf dem Flughafen von Donezk erschossen. Der Abgeordnete war wie Timoschenko damals im Gasgeschäft tätig.
Der Fall der inhaftierten Timoschenko belastet weiterhin auch das Verhältnis zwischen den Regierungen in Berlin und Kiew. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Pawel Klimkin, wurde am Montag zum Gespräch ins Auswärtige Amt gebeten. Offiziell gab es dazu anschließend keinen Kommentar.
Der Grund für den Termin war nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass Timoschenkos Verteidiger Sergej Wlassenko von ukrainischen Behörden immer stärker unter Druck gesetzt wird.