Syrische Sicherheitskräfte haben nach Darstellung der Opposition bei der Niederschlagung von Protesten seit März 1.300 Zivilisten getötet. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung forderte die wichtigste Oppositionsgruppe, die Lokalen Koordinierungsausschüsse, Präsident Assad zum Rücktritt auf. Die Macht müsse an die Armee abgegeben und das Land zu einer Demokratie werden.

Eine international überwachte Konferenz solle binnen sechs Monaten eine neue Verfassung erarbeiten. Es müsse verhindert werden, dass Syrien ins Chaos stürze, erklärte die Opposition weiter. Seit Beginn der Proteste seien mehr als 10.000 Syrer festgenommen worden.

Truppen von Präsident Assad hatten am Wochenende den Kampf gegen Regierungsgegner verschärft und die Protesthochburg Jisr al-Shughour an der Grenze zur Türkei eingenommen. Fast 7.000 Syrer flüchteten ins Nachbarland. Sie berichteten von getöteten Zivilisten. Zudem hätten Soldaten Felder zerstört sowie Kühe und Schafe getötet. Das Staatsfernsehen berichtete dagegen, dass die Truppen in der Kleinstadt "Ruhe und Ordnung wiederhergestellt" haben. Zuvor hätten Armeeeinheiten den Ort im Nordwesten des Landes "von bewaffneten terroristischen Banden gesäubert, die die Bewohner terrorisierten, öffentliches und privates Eigentum angriffen und Chaos über die Stadt brachten", hieß es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur SANA vom Montag.

Die syrische Führung hält indes die Bürger des arabischen Landes für politisch unmündig. Die regierungsamtliche Zeitung "Al-Thawra" schrieb am Montag, das auf Geheiß von Präsident Assad kürzlich gegründete Komitee zur Ausarbeitung eines neuen Parteiengesetzes habe festgestellt, dass es den Syrern insgesamt an "politischer Kultur" mangele. Welche Schlüsse das Komitee aus dieser Feststellung ziehen will, blieb unklar.