Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi will sein politisches Überleben angeblich dadurch sichern, dass er Hunderte von Afrikanern in kleinen Booten nach Europa schickt. Ein Rebellenkommandant aus der Stadt Misurata sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montag, Anhänger von Oberst Gaddafi hätten bereits vor einigen Tagen auf mehreren Baustellen rund um Misurata 170 afrikanische Arbeiter und 30 Ägypter "eingesammelt". Auch an anderen Orten seien Ausländer "abgeführt" worden. Diese sollten nun mit kleinen Booten vom Hafen Al-Choms aus über das Mittelmeer in Richtung Südeuropa in See stechen.

Gaddafi hatte kurz davor gedroht, wenn sein Regime stürzen sollte, sei Europa von einer Welle illegaler Einwanderer bedroht. Das von ihm geführte Land sei ein Bollwerk gegen Flüchtlingsströme aus Afrika nach Europa. Würde er stürzen, könnten "Millionen Schwarze" versuchen, über das Mittelmeer nach Frankreich und Italien zu gelangen, so Gaddafi am Montag dem Fernsehsender France 24. Zudem sei sein Land ein bedeutender Partner im Kampf gegen die radikal-islamische Al-Kaida. Bei der Sicherung des Mittelmeers spiele Libyen eine wichtige Rolle, dem Land komme eine wichtige Aufgabe beim Schutz des Friedens in der Region sowie in der Welt zu.

Westliche Regierungen haben Gaddafis gewaltsames Vorgehen gegen einen Volksaufstand verurteilt. Vornehmlich südeuropäische Länder wie Italien haben mit Libyen zusammengearbeitet, um Flüchtlingsbewegungen aus Afrika einzudämmen.

Neue Flüchtlingswelle

Das besser gewordene Wetter löste eine neue Fluchtwelle aus Nordafrika nach Italien aus. Am Montag landeten mehr als 1.000 Flüchtlinge vor allem aus Tunesien auf der kleinen Insel Lampedusa. Libyer waren offenbar nicht unter den Neuankömmlingen. Seit dem Sturz ihres langjährigen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali Mitte Jänner sind etwa 7.000 Tunesier nach Italien geflohen.