In einer am Montag im Fernsehen verlesenen Erklärung forderte der Oberste Militärrat, Bürger und Gewerkschaften müssten ihrer Rolle auf die "bestmögliche Weise" gerecht werden. Alle müssten in dieser "heiklen Phase" zu einem "günstigen Klima" beitragen, bis die Regierungsverantwortung einer legitimen, vom Volk gewählten zivilen Führung übergeben werden könne.

Polizisten und Ärzte demonstrieren

"Einige Regierungsinstitutionen führen die Proteste fort, obwohl das normale Leben zurückkehrt und obwohl zu dieser Zeit alle Bürger zusammenstehen sollten", hieß es in der Erklärung des Obersten Militärrates. Proteste würden der Sicherheit des Landes schaden. Mit landesweiten Streiks und zivilem Ungehorsam hatte die Opposition Druck auf Staatschef Hosni Mubarak ausgeübt und ihrer Forderung nach dessen Rücktritt Nachdruck verliehen. Die Streiks dauern aber noch an, am Montag gingen in Kairo etwa Polizisten und Ärzte auf die Straße.

Nach Mubaraks Rücktritt am Freitag hatte die Armeespitze die Führung des Landes übernommen. Am Sonntag setzte der Oberste Militärrat die Verfassung außer Kraft und löste das Parlament auf. Nach Angaben von Internet-Aktivisten sicherte das Militär inzwischen zu, binnen zwei Monaten eine Volksabstimmung über eine neue Verfassung abzuhalten. In spätestens sechs Monaten soll es freie Wahlen geben.

Treffen mit Internet-Aktivisten

Unterdessen trafen ägyptische Internet-Aktivisten nach eigenen Angaben mit Vertretern des Obersten Militärrats zusammen, um über die Reformen zu diskutieren. "Wir haben die Armee getroffen (...), um ihren Standpunkt zu verstehen und unseren darzustellen", teilten der ägyptische Google-Manager Wael Ghonim und der Blogger Amr Salam am Montag in einer Erklärung im Internet mit.

Ghonim ist der Google-Marketingchef für den Nahen Osten und Afrika. Er war während der Proteste gegen Mubarak festgenommen worden, die zwölftägige Haftzeit musste er nach eigenen Angaben mit verbundenen Augen zubringen. Außerdem verwaltete er die Gruppe "Wir sind alle Khaled Said" im Online-Netzwerk Facebook, die an der Organisation der regierungskritischen Massenproteste beteiligt war. Der Name der Gruppe bezieht sich auf einen jungen Mann, den die ägyptische Polizei zu Tode geprügelt hatte.