Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi bekommt im Mitte-Rechts-Lager gefährliche Konkurrenz. Der Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, hat sich endgültig vom Mitte-Rechts-Lager seines Ex-Verbündeten Berlusconi getrennt und am Sonntag offiziell seine neue Partei "Zukunft und Freiheit in Italien" (FLI) aus der Taufe gehoben.

Der 59-jährige Fini wurde von den rund 8.000 Parteidelegierten einstimmig zum Parteivorsitzenden gewählt. Als "kleines Wunder" bezeichnete Fini die Gründung der neuen Gruppierung, die aus seinem Bruch mit dem seit 17 Jahren mit ihm verbündeten Berlusconi entstand.

Die Parteidelegierten, die seit Freitag am dreitägigen Gründungskongress teilnehmen, segneten das Programm der Gruppierung ab, mit dem sie das Vertrauen der gemäßigten Wählerschaft gewinnen und sich als politische Alternative zu Ministerpräsident Berlusconi profilieren will. Wirtschaftswachstum, institutionelle Reformen, Kampf gegen Populismus und für mehr Transparenz in der italienischen Politik sind einige Schwerpunkte des FLI-Programms. Fini sparte in seiner Abschlussrede nicht mit Angriffen gegen seinen Ex-Verbündeten Berlusconi. "Wer im Mitte-Rechts-Lager ist, hat Respekt für die Institutionen. Wer vom Volk gewählt worden ist, hat nicht automatisch Straffreiheit für seine Taten", sagte Fini in Anspielung auf die gegen den Premier laufenden Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit einer minderjährigen Prostituierten.

17 Jahre lang stand Fini geduldig an der Seite Berlusconis. Ihre politische Allianz und persönliche Freundschaft hat Italiens Politik seit den 90er Jahren tiefgreifend geprägt. Der heftige Streit zwischen den beiden Schwergewichten der italienischen Politik im vergangenen Juli löste in Rom weit mehr als eine gravierende Koalitionskrise aus.