Beim Thema Bildung geht etwas weiter - Volksbegehrer und Sozialpartner haben zumindest formuliert, wie sie finden, dass es weiter gehen sollte. Mittwoch Nachmittag wurde der Text des Bildungsvolksbegehrens mehr als 150 Mitstreitern präsentiert, am Donnerstag wird er veröffentlicht. Federführend im Redaktionskomitee war der Bildungsexperte Bernd Schilcher, der sich mit dem krank darniederliegenden Initiator Hannes Androsch abgestimmt hatte. Dessen Vorgabe, das Begehren positiv zu formulieren, wurde erfüllt.

Bis zuletzt umstritten war die gemeinsame Schule. Nun ist sie zentrales Anliegen, auch wenn das Reizwort im Text nicht vorkommt. Es heißt, dass Schüler vor dem Ende der Schulpflicht nicht nach Begabungen oder sonstigen Kriterien aufgeteilt werden dürften. Auch die Herkunft - sozialer, religiöser oder regionaler Art - dürfe keine Rolle spielen, alle müssten entsprechend ihren Fähigkeiten gefördert und gefordert werden.

Das zweite strittige Thema, die Studiengebühren, haben die Volksbegehrer ausgespart. Schilcher sagt: "Ich bin von der Richtigkeit von Studiengebühren überzeugt, aber wir dürfen die Leute nicht mitten im Aufholprozess verscheuchen." In Österreich studierten 22 Prozent, im Europadurchschnitt seien es 36 Prozent. "Um die soziale Durchlässigkeit ist es bei uns schlecht bestellt", meint er: "Und dass das Stipendiensystem ausgeweitet werden soll, haben wir nicht schriftlich."

Weitere Forderungen, die voraussichtlich im Mai zur Unterschrift aufliegen werden: die gemeinsame Ausbildung alle Lehrer, die Aufwertung der Kleinkindpädagogik sowie der Ausbau der Ganztagsschule.

Sozialpartner-Offensive

"Andere sammeln Unterschriften, wir setzen um", lautet die Devise der Sozialpartner (samt Industriellenvereinigung), die am Mittwoch flankiert von den Ministerinnen Claudia Schmied (SPÖ) und Beatrix Karl (ÖVP) ihr zwölf Punkte umfassendes Bildungsprogramm präsentierten (siehe Infobox). In vielen Fragen stimmen sie mit den Volksbegehrern überein. Für die Gesamtschule wollen sie zumindest "wesentliche Voraussetzungen" schaffen.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl machte bei dieser Gelegenheit gleich wieder einen neuen Vorschlag: Das beste Lehrerzwanzigstel hätte eine Belohnung verdient, die schlechtesten fünf Prozent sollten aus dem Beruf ausscheiden.

CLAUDIA GIGLER, EVA WEISSENBERGER