Im Irak sind die Jihadisten am Freitag weiter auf die Hauptstadt Bagdad vorgerückt. Nach Polizeiangaben lieferten sich die irakische Armee und Aufständische der radikal-sunnitischen Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIL/ISIS) in der Früh Kämpfe am Stadtrand von Miqdadiya (Mukdadiya). Die Stadt liegt 35 Kilometer nordöstlich von Baquba, der Hauptstadt der Provinz Diyala.

Die Bevölkerung dieser Provinz ist aus Sunniten, Schiiten und Kurden zusammengesetzt. In der Region werden seit dem US-Einmarsch im Irak 2003 besonders viele politisch motivierte Gewalttaten verübt.

Im Nordosten von Baquba (Bakuba) brachten laut dem Vizegouverneur Furat al-Tamimi kurdische Peshmerga-Einheiten die Bezirke Saadiya und Jalawla (Jalula) unter ihre Kontrolle. Mit der Begründung, sie befürchteten einen Angriff der ISIL-Kämpfer, übernahmen die Kurden am Donnerstag bereits die vollständige Kontrolle über die Stadt Kirkuk. Die autonome Kurdenregion im Norden des Irak erhebt schon seit langem Anspruch auf die ölreiche Gegend um Kirkuk.

Der Iran schickte unterdessen Revolutionsgarden in den benachbarten Irak, um die Jihad-Verbände der ISIL zurückzudrängen. Mindestens drei Bataillone der Al-Quds-Brigaden, die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, wurden zur Unterstützung geschickt, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf iranische Sicherheitskreise. Der iranische Präsident Hassan Rohani sicherte dem Nachbarland die uneingeschränkte Solidarität im Kampf gegen die Terrorgruppe ISIL (ISIS) zu.

Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) nimmt indes die Notversorgung für rund 42.000 Menschen auf, die aus der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul vertrieben wurden. Als erste Hilfsmaßnahmen wird das WFP 550 Tonnen Nahrungsmittel pro Monat in die Region schicken, teilt die Organisation am Freitag in einer Aussendung mit.

"Die Krise im Irak eskaliert dramatisch schnell. In einigen der betroffenen Grenzgebiete zwischen dem Irak und Kurdistan gibt es Berichte von Geschäften, die keine Nahrungsmittel mehr vorrätig haben. Es ist die oberste Priorität von WFP, die Bevölkerungsgruppen zu unterstützen, die nicht ausreichend Essen zur Verfügung haben," so die WFP-Landesdirektorin im Irak, Jane Pearce.

Bei den Kämpfen im Irak sind nach Angaben eines UN-Sprechers in den vergangenen Tagen vermutlich Hunderte Menschen getötet worden. Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay sei äußerst besorgt über Massenhinrichtungen und die Vertreibung von rund einer halben Million Menschen im Irak, sagte ihr Sprecher. Pillay sei "extrem beunruhigt" über die "dramatische Verschlechterung der Situation" in dem Land, sagte ihr Sprecher am Freitag in Genf. Es gebe Berichte über willkürliche Hinrichtungen und "außergerichtliche Tötungen".

Eine halbe Million Menschen sei durch den Vormarsch der Islamisten der radikalsunnitischen Organisation "Islamischer Staat im Irak und in der Levante" (ISIL/ISIS) bereits in die Flucht geschlagen worden. ISIL-Kämpfer hatten in den vergangenen Tagen zunächst die nördliche Millionenstadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie weitere Städte und Regionen im Norden des Landes erobert. Sie rückten am Freitag weiter auf die Hauptstadt Bagdad vor.