Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) kann sich Türkisch als Fremdsprachen-Maturafach vorstellen. "Wenn man es als Fremdsprachen-Fach lernt, habe ich damit kein Problem", so die Ministerin. Unvorstellbar wäre es für Mikl-Leitner dagegen, in Türkisch anstatt in Deutsch zu maturieren, also das Maturafach Deutsch zu ersetzen oder die Matura gänzlich auf Türkisch abzulegen.

Hier gelte weiterhin der Integrationsansatz der ÖVP, dass Deutsch absolute Priorität habe. Für die FPÖ wäre Türkisch als Maturafach dagegen "ein Schlag ins Gesicht jeglicher Integrationsbemühungen". Damit würde nicht Schülern mit türkischer Muttersprache der Zugang zur Bildung erleichtert, sondern die Reifeprüfung verwässert, so FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz in einer Aussendung. "Bei einer Einführung von Türkisch als Maturafach würde das Niveau der Gymnasien und anderen maturaführenden Schulen sehr darunter leiden."

Der Verein Wirtschaft für Integration unterstützt dagegen die Forderung nach einer Türkisch-Matura: "Warum sollten Französisch oder Latein mehr wert sein als Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Polnisch oder eben Türkisch? ", hieß es.

Relativ große Offenheit für Türkisch als Fremdsprachen-Maturafach herrschte am Rande des Ministerrats auch bei weiteren Regierungsmitgliedern. Nichts dagegen hätten etwa Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) zeigte dagegen wenig Lust auf diese Debatte.

"Nur weil Erdogan nach Österreich kommt, brauchen wir uns jetzt nicht irgendeine Diskussion aufzwingen zu lassen", sagte Spindelegger im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wollte auf das Thema nicht näher eingehen. "In Fragen von Unterrichtsfächern überlasse ich die Vorschläge in der Öffentlichkeit meiner zuständigen Ministerin."

Kurz verwies darauf, dass man schon jetzt aus zehn verschiedenen Sprachen als zweite lebende Fremdsprache für die Matura auswählen könne. "Ich halte es für unproblematisch, ein Angebot zu haben", meinte er daher zu Türkisch. Für die Integration sei dies allerdings "kein Thema, das wirklich große Bedeutung hat".

Heinisch-Hosek verwies darauf, dass ein solches Angebot schon jetzt im Rahmen von Schulversuchen bzw. der Schulautonomie in allen Schultypen möglich sei. So wolle sich nun ansehen, warum dies so wenig in Anspruch genommen werde. Sie sei auch "keineswegs dagegen", Türkisch auch als Lehrfach studieren zu können.