Kämpfer einer islamischen Terrorgruppe haben am Dienstag die zweitgrößte irakische Stadt Mossul eingenommen. Die Stadt sei "nicht mehr unter staatlicher Kontrolle", hieß es aus dem Innenministerium. Laut "Sumaria News" stürmten die Terroristen die Gefängnisse und ließen mehr als 1.400 Häftlinge frei. Tausende Bewohner flohen. In der Stadt Baquba gab es indes einen Selbstmordanschlag mit 34 Toten.
Die türkischen Behörden prüfen unterdessen Hinweisen, wonach ISIL-Kämpfer in Mossul 28 türkische Lastwagenfahrer entführt haben sollen. Nach Berichten türkischer Medien haben Terroristen die Männer gefangen genommen. Die Lkw-Fahrer sollten Diesel-Kraftstoff von der südtürkischen Stadt Iskenderun nach Mossul liefern, als sie von den Islamisten überfallen wurden.
Beobachter gehen davon aus, dass mehr als 3.000 ISIL-Kämpfer in der Region Mossul aktiv sind. Die Gruppe gehört zu den radikalsten Sunnitengruppen, die im arabischen Raum einen Gottesstaat errichten wollen. Seit Jänner kontrollieren die Milizionäre bereits Gebiete der westlichen Provinz Anbar und liefern sich dort heftige Kämpfe mit Regierungstruppen. Aus der Provinz sind nach UNO-Angaben inzwischen mehr als 400.000 Menschen geflohen.
Der Anschlag in Baquba galt einer Trauerfeier. 54 Menschen wurden verletzt. Der Selbstmordattentäter mischte sich mit einem Sprengstoffgürtel unter die Gäste eines Begräbnisses in der Stadt Baquba und sprengte sich in die Luft. Die Zahl der Anschläge hat in dem Land zuletzt stark zugenommen. Grund ist ein eskalierender Machtkampf zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Allein am Wochenende waren bei einer Serie von Anschlägen mehr als 100 Menschen getötet worden.
Im Irak eskaliert derzeit der langjährige Machtkampf zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Die Sunniten, die im Irak zu Zeiten des Diktators Saddam Hussein gute Aussichten auf Karrieren in Staat und Armee hatten, fühlen sich von der schiitisch dominierten Regierung diskriminiert.
Organisationen wie die ISIL gewannen durch den Konflikt großen Einfluss. Ein Grund dafür ist auch das Machtvakuum in Syrien. Extremistische Milizen haben dort einen Rückzugsort und Zugang zu Waffen. Allein am Wochenende sind bei einer Serie von Anschlägen im Irak mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.