Angesichts der steigenden Coronazahlen in der Region vollzieht die österreichische Regierung  eine 180-Grad-Wende in der Frage der Grenzöffnung auf den Westbalkan. Die Reisewarnstufe für Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien, Kosovo, Nordmazedonien und Montenegro wird mit sofortiger Wirkung hinaufgesetzt. Es handelt sich demnach um Warnungen der höchsten Stufe 6, vor Reisen in diese Länder wird also gewarnt, Österreicher, die sich derzeit oder ständig dort aufhalten werden aufgefordert, die Staaten zu verlassen.  Coronatests oder eine 14-tägige-Heimquarantäne sind bei einer Einreise aus den Westbalkanländern jetzt schon Pflicht.

In Österreich gebe es bereits Corona-Fälle, die auf Reisende vom Westbalkan zurückzuführen seien, sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). In Slowenien und Kroatien seien ebenfalls vermehrt Cluster von Neuerkrankungen durch Rückkehrer vom Westbalkan zu beobachten.

14-tägige Pflichtquarantäne oder die Vorlage eines negativen Coronatests für die Einreise

Die Maßnahme soll in der Region familiär verwurzelte Österreicher oder Drittstaatsangehörige davon abbringen, ihren Sommerurlaub in den Westbalkan-Staaten zu verbringen. Am bestehenden Grenzregime ändert sich nichts, gilt doch schon bisher eine 14-tägige Pflichtquarantäne oder die Vorlage eines negativen Coronatests für die Einreise aus diesen Staaten.

Mit der Reisewarnung für Serbien und Montenegro stellt sich Österreich gegen einen erst Dienstag getroffenen gemeinsamen EU-Beschluss. Dieser sah nämlich die Aufhebung der coronabedingt verhängten Einreiseverbote für 14 Drittstaaten vor, darunter auch Serbien und Montenegro. Der Beschluss ist allerdings nur eine Empfehlung, wie auch Schallenberg betonte. Mit Verweis auf der Vorgehen anderer europäischer Länder unterstrich er: "Wir sind im Mainstream Europas unterwegs."

530.000 Menschen potenziell von Reisewarnung betroffen

Die von der Bundesregierung mit sofortiger Wirkung erlassene Reisewarnung für den Westbalkan betrifft potenziell eine halbe Million Menschen. In Österreich leben laut Statistik Austria 530.000 Menschen mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Weitere 283.000 haben einen türkischen Migrationshintergrund. Für die Türkei gilt schon länger die höchste Reisewarnstufe.

Von den 8,7 in Österreich lebenden Menschen haben rund 2,1 Millionen Migrationshintergrund. Davon haben 530.000 Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien: 370.000 sind Zuwanderer der ersten Generation, 160.000 der zweiten. Eine detaillierte Aufstellung nach den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien ist nicht verfügbar.

Von der Reisewarnung für die Türkei sind potenziell 283.000 Menschen betroffen. 160.000 von ihnen sind Migranten der ersten Generation, 123.000 der zweiten. Für Albanien sind nur Zahlen der albanischen Staatsbürger in Österreich verfügbar, das sind aktuell 2.800.

Coronabedingt warnt das Außenministerium bisher bereits vor Reisen in 23 Staaten: Ägypten, Bangladesch, Brasilien, Chile, Ecuador, Großbritannien, Indien, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Peru, Philippinen, Portugal, Russland, Schweden, Senegal, Südafrika, die Türkei, Ukraine, USA und Weißrussland (Belarus). Dazu kommen partielle Reisewarnungen, die sich nur auf Teile des jeweiligen Staatsgebiets beziehen. In Italien gilt dies für die Region Lombardei, in Deutschland für die Landkreise Gütersloh und Warendorf im Bundesland Nordrhein-Westfalen.