Wegen gewerbsmäßigen, betrügerischen Datenmissbrauchs haben sich acht Männer aus Estland und Lettland am Dienstag bei einem Prozess am Landesgericht Salzburg verantworten müssen. Sie sollen als Beitragstäter für eine kriminellen Bande Konten eröffnet haben, auf die mittels eines eingeschleusten "Trojaners" insgesamt mehr als 100.000 Euro von E-Banking-Accounts von neun Opfern überwiesen wurde.

Die Hälfte der teils vorbestraften Angeklagten - sie sind 19 bis 33 Jahre alt - bekannten sich vor Richterin Bettina Maxones-Kurkowski nicht schuldig. Drei Angeklagte waren geständig, einer gestand zumindest eine Teilschuld ein. Die Richterin fasste zu Beginn der Verhandlung ihre Ansicht des Sachverhaltes zusammen: Sie ging davon aus, dass die Beschuldigten zwar keinen "Trojaner" verschickten, jedoch insofern einen Tatbeitrag leisteten, indem sie über Auftrag von Hintermännern Konten eröffneten, über die dann das Geld der Opfer weiterverschickt und auch behoben wurde.

Geldkuriere

"Die Herren haben in Kauf genommen, dass da etwas faul ist. Sie haben nicht wenig Geld dafür gekriegt", sagte Maxones-Kurkowski. Sie nehme an, dass im Hintergrund mehrere größere Organisationen agierten. Die Angeklagten hätten die Rolle von Geldkurieren, sogenannten "Money Mules", übernommen, sagte die Richterin. Als "Money Mules" werden Personen bezeichnet, die als Nebenverdienst Überweisungen für einen "Online-Raub" durchführen. Angeworben werden sie meist im Internet über Spam-Mails oder am Telefon. Die Hintermänner kennen sie nicht oder sie machen aus Angst vor Repressalien keine Angaben darüber.

Das Geld wird im Ausland abgeschöpft, in diesem Fall sollen es Kriminelle aus dem Balkan gewesen sein. Die acht Männer haben laut Anklage mit gefälschten Dokumenten in Salzburg, Wien und Graz Konten eröffnet. Auf diesen landeten per "Phishing" jene Beträge, die von den Konten der Opfer bis zum maximalen Überziehungsrahmen geplündert wurden.

Zehn Prozent als Belohnung

Ein 25-jähriger Este sagte heute zur Richterin, er habe zwei Konten eröffnen und davon zweimal rund 14.000 Euro beheben sollen. Als Belohnung sei ihm zehn Prozent des Betrages versprochen worden. "Ich weiß aber nicht, wie ich die Summe bekommen sollte." Die Person, die ihn gebeten habe, nach Österreich zu fahren und auf weitere Anweisungen zu warten, habe er in einer Bar in Deutschland kennengelernt.

Auf die Frage von Staatsanwältin Karin Sperling, wer denn diese Person sei, antwortete er: "Ich kann diese Person nicht nennen." Er sei mit dem Zug nach Salzburg gereist, dort habe ihn jemand abgeholt, danach habe er sich in einem Hotel einquartiert. Da er für die Eröffnung von Bankkonten eine Wohnsitzmeldung benötigt habe, sei er aufs Magistrat gegangen und habe einen Wohnsitz angemeldet. "Das war eine Scheinmeldung", gab die Richterin zu bedenken. "Ja, wahrscheinlich", wich der Beschuldigte etwas aus.

Als Werkzeuge missbraucht

Die Verteidiger jener Männer, die sich nicht schuldig bekannten, meinten, die Angeklagten seien als Werkzeug missbraucht worden. "Mein Mandant ist Bauarbeiter. Er wurde über Internet nach Wien gelockt, um dort ein Konto zu eröffnen. 14.000 Euro langten ein. Das Geld für das Flugticket wurde ihm hinterlegt." Die Mitangeklagten habe der 21-jährige, unbescholtene Este erst in der U-Haft im Salzburger Gefängnis Puch-Urstein kennengelernt.

Auch ein 33-jähriger, bisher unbescholtener Este fühlte sich als Opfer eines gewissen "Edgars", den er in Estland kennengelernt und der ihm einen Flug nach Österreich bezahlt habe, wo er ein Konto eröffnen sollte. Dem 21-Jährigen sei vorgegaukelt worden, dass es sich bei dem überwiesenen Betrag um Geld aus Autokäufen gehandelt habe, betonte der Verteidiger. "Computertechnisch hat er keine Ahnung. Er weiß nicht, was ein Trojaner ist. Wenn er gewusst hätte, um was es da geht, hätte er kein Konto eröffnet."

Der Prozess wird morgen, Mittwoch, fortgesetzt. Möglicherweise ergehen heute schon einige Urteile. Der Strafrahmen reicht in diesem Fall von einem Jahr bis zu zehn Jahren Haft.