In seiner Fernsehansprache zum Nationalfeiertag ging Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf die tiefe Spaltung in der österreichischen Gesellschaft ein. "Wir befinden uns jetzt im zweiten Jahr der Pandemie. Und es tut mir in der Seele weh, zu sehen, wie gespalten wir sind. Ein Riss ist durchs Land gegangen. Mitten durchs Land. Mitten durch Freundschaften. Mitten durch Familien. Wir müssen diesen Riss heilen. Und wir werden diesen Riss heilen."

"Das ist keine Einbahnstraße"

Den Riss werde man nur heilen, wenn einer auf den Anderen, die Andere zugehe. "Egal, wo wir stehen, wir müssen aufeinander zugehen." Manche hätten Angst, auf beiden Seiten. "Diese Angst wird nicht einfach verschwinden, indem die jeweils andere Seite sie ignoriert oder belächelt. Diese Angst wird nur durch Versöhnung verschwinden. Durch Gespräche, durch Respekt voreinander. Und da müssen beide Seiten mittun. Das ist keine Einbahnstraße." Jeder sollte das Gute im Mitmenschen sehen. "Und das gibt es. In jedem Menschen. Nur, wenn wir wieder lernen, dieses Gute im anderen zu sehen, haben wir eine Chance, den Riss zu heilen. Gehen wir aufeinander zu!" 

"Ich werde keine Ruhe geben"

Als wichtigste Herausforderung schilderte Van der Bellen die Klimakrise: "Jeder und jede weiß es. Wir alle wissen, was los ist." Manche würden vielleicht sagen, der Alte soll eine Ruhe geben, ich kann's schon nicht mehr hören: "Aber diese Freude kann ich Ihnen nicht machen. Ich werde keine Ruhe geben. Ich will das Meinige dazu beitragen, für unsere Kinder und Enkelkinder eine gute Zukunft sicherzustellen."

"Barfuß über eine Wiese laufen"

Die Menschheit habe es an die "Spitze der Evolution" geschafft: "Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt innerhalb weniger Generationen alles wieder wegzuschmeißen." Er wolle, dass auch die Kinder noch fühlen und lernen können, was es heiße, barfuß über eine Wiese zu laufen, den frischen Schnee auf der Zunge schmelzen zu lassen, die Sonne als Wohltat und nicht als Bedrohung zu erleben: "Ich werde keine Ruhe geben bis ich sicher bin, dass für unsere Kinder gesorgt ist. Dass der Planet, den wir übergeben, in Ordnung übergeben wird", versprach der Präsident.