Bisher erfolglos war die Fahndung nach einem 49-jährigen Tunesier, der am Freitag ins Visier der Polizei geriet. Denn der Mann könnte etwas mit der Gewalttat an seiner Freundin, einer 31-jährigen in Wien lebenden Ungarin und deren 15-jähriger Tochter zu tun haben. Wie die Polizei am Samstag bekannt gab, hatte die Obduktion eindeutig Fremdverschulden ergeben. In beiden Fällen hatte ein Angriff gegen den Hals stattgefunden.

Seit Auffinden der beiden Toten laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, so die Polizei. Nach einem Verdächtigen, einem 49-jährigen Tunesier, wurde intensiv gefahndet. Doch der Mann könnte sich bereits ins Ausland abgesetzt haben.

Ärztin hatte Polizei alarmiert

Die Frau und die Jugendliche sind am Donnerstag Opfer eines Tötungsdeliktes geworden. Eine Augenärztin hatte die Polizei verständigt, da die anderen Kinder der Frau – zwei Buben im Alter von sieben und neun Jahren – alleine in ihre Ordination gekommen waren. Normalerweise wurden die Kinder bei Terminen von der Mutter begleitet. Zunächst hatte sie versucht, die Mutter zu erreichen, was nicht gelang. Die Polizisten holten daraufhin die Kinder ab und fuhren sie nach Hause zur Wohnung in Wien-Mariahilf.

Die Beamten entdeckten schlussendlich gegen 17.15 Uhr die offen stehende Wohnungstür. "Sie sind in die Wohnung hinein und haben vorerst niemanden entdeckt. In einem Zimmer, dessen Tür geschlossen war, haben sie dann die beiden Leichen gefunden", schilderte Polizeisprecher Markus Dittrich der APA am Freitag. Das Landeskriminalamt Wien übernahm die weiteren Ermittlungen, da die Auffindungssituation auf ein Tötungsdelikt schließen ließ. Wie die beiden getötet wurden, ist noch unklar, eine Obduktion wurde angeordnet und sei aktuell im Gang.

Fahndung nach einem Tunesier

Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, soll die Tür zum Schlafzimmer von außen versperrt gewesen sein. In dem Raum lagen Mutter und Tochter tot im Bett. Gesucht wird jetzt nach dem Lebensgefährten der Frau, einem gebürtigen Tunesier. Er soll am Mittwochabend noch bei der Familie gewesen sein - Donnerstag früh, als die Buben aufstanden, war er jedoch bereits weg.

"Der Gerichtsmediziner war noch in der Nacht am Tatort", so Dittrich. Mit einem Abschluss sei im Laufe des Tages zu rechnen, hieß es gegenüber der APA. Die beiden Buben seien zunächst zu der Polizeiinspektion Taubstummengasse gebracht worden und werden nun von einem Kriseninterventionsteam betreut. Die näheren Umstände, insbesondere wer für den Tod der beiden Frauen verantwortlich ist, ist nun Gegenstand laufender Ermittlungen.

Sozialministerium reagiert

Die hohe Anzahl an Morden und Mordversuchen an Frauen zeigt mit bedrückender Deutlichkeit den dringenden Handlungsbedarf in Österreich, erklärte das Sozialministerium am Nachmittag in einer Aussendung. "Seit Beginn des Jahres wurden  mutmaßlich 22 Frauen ermordet, die meisten davon von ihren Partnern oder Ex-Partnern." Das Sozialministerium setzt daher gezielte Maßnahmen zur Gewaltprävention und zum Opferschutz in ganz Österreich. Auch in diesem Jahr werden vier Millionen Euro eingesetzt, um Projekte im Bereich der Prävention von Männergewalt zu unterstützen. Rund eine Million Euro davon fließen in die gewaltpräventive Buben- und Burschenarbeit. In ganz Österreich werden Workshops mit Buben und Burschen durchgeführt, in denen gewaltfördernde Bilder von Männlichkeit zum Thema gemacht und bearbeitet werden.