Eine Impfung ohne Stich gegen Geld: Das sind die Vorwürfe, die eine Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariterbundes am Dienstag im Gespräch mit der Tageszeitung Heute gegen ihre Kolleginnen und Kollegen erhoben hat. Im Wiener Austria Center soll ein ganzes Netzwerk an "schwarzen Schafen" Menschen als Geimpfte ins System eingetragen und den Impfpass gestempelt haben, ohne sie zu impfen. Dank aufmerksamer Kollegen im Austria Center sei die Schwindelei schließlich aufgeflogen.

Die Sprecherin des Samariterbundes, Stefanie Kurzweil, bestätigt die Vorfälle auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Zwei Mitarbeiter hätte man gekündigt und bei der Polizei angezeigt. Wie viele Mitarbeiter wirklich beteiligt waren, sei Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. "Ärztinnen und Ärzte waren aber keine dabei", betont Kurzweil. Wie viel Geld die Betrüger für das "Fake-Impfen" verlangt haben, ist derzeit noch unklar. Beim Samariterbund gehe man davon aus, dass es zwischen 30 und 100 Fälle gegeben hat. 

Im Austria Center habe man nun "die internen Prozesse und Abläufe geändert" und die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. "Die Validierung im Impfpass wurde auf noch mehr Stationen als bisher schon aufgegliedert", sagt Kurzweil. So soll die Verantwortung nicht mehr nur bei einem Mitarbeiter liegen.

Verdacht auf Urkundenfälschung

Die Wiener Polizei bestätigt auf Nachfrage der Kleinen Zeitung, dass gegen zwei angezeigte Personen unter anderem wegen Verdachts auf Urkundenfälschung ermittelt wird. Eine davon - es handelt sich um eine Mitarbeiterin im Alter von 33 Jahren - wurde bereits Anfang September dieses Jahres angezeigt, sagt Polizeisprecherin Barbara Gass. Die Mitarbeiterin dürfte einen Kollegen gebeten haben, dass er für sie ohne Stich eine Impfung einträgt. Diesen Fall habe man bereits der Staatsanwaltschaft übermittelt.

Gegen die zweite Person - eine 26-jährige Mitarbeiterin - liegt seit Anfang Dezember eine Anzeige vor. Sie steht im Verdacht fälschlicherweise Namen ins Impf-System eingetragen zu haben. Laut Gass handelt es sich bei den eingetragenen Namen um eine Zahl "im unteren zweistelligen Bereich". Mehr könne man zu den beiden Fällen noch nicht sagen, mit den Ermittlungen stehe man noch am Anfang.