Ein zuerst noch ruhiger Demo-Tag in Wien ist Samstagnachmittag zunehmend außer Kontrolle geraten. Hatten die angekündigten Kundgebungen mehrerer Hundert Gegner der Coronamaßnahmen zuerst noch als Standkundgebungen begonnen, bahnte sich die Menge schließlich unangekündigt den Weg durch die Innenstadt. Auch Sperren wurden durchbrochen.

Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer versuchten am Nachmittag, vom Schwarzenbergplatz ausgehend, einen nicht angezeigten Marsch abzuhalten, berichtete die Polizei. "Dies wird mit allen unsern Kräften verhindert. Wir aktivieren unsere Sperren in diesem Bereich", wurde angekündigt. Zwar waren deutlich weniger Menschen als zuletzt unterwegs, trotzdem war die Lage unübersichtlich. Es gab 100 Anzeigen, sieben Festnahmen und auch einen leicht verletzten Polizisten.

Dennoch gelang es Demonstranten am Nachmittag eine Polizeisperre zu durchbrechen. Es kam zu Rangeleien, die Teilnehmer zogen Richtung Innenstadt - was ihnen aufgrund des Einkaufssamstags untersagt worden war.

Ein Großaufgebot der Polizei riegelte die Mariahilfer Straße ab, zahlreiche Demonstranten dürften es aber auf die Einkaufsmeile geschafft haben. Die Polizisten bildeten einen Kette, die Gruppe marschierte deshalb in Richtung Museumsquartier weiter - dort findet gerade eine eher links gerichtete Kundgebung für sichere Fluchtwege statt. 

© APA/ANDREAS KUTHAN

In mehreren Kleingruppen unterwegs

Die Wiener-Polizei versuchte immer wieder auch kleinere Gruppen, bestehend aus 20-30 Menschen, voneinander zu trennen. Eine war durch die Mariahilfer Straße unterwegs, eine weitere marschierte Richtung Stephansplatz. Dieser wurde vorsorglich gesperrt.

© APA/HANZ PUNZ

Einige Demos wurden untersagt

38 Demonstrationen waren laut Wiener Polizei für den Samstag angezeigt worden, neun davon wurden untersagt, eine Versammlung zurückgewiesen.

Die Kundgebung am Schwarzenbergplatz war ordnungsgemäß angemeldet worden, wie die Polizei auf Twitter betonte. Am Schwarzenbergplatz versammelten sich laut Polizei um die 2000 Teilnehmer. Der Protestzug war zuvor über den Ring gezogen, es gab aber keine Verkehrsbehinderungen - es wurde der Gehsteig genutzt.

Anders als in den vergangenen Wochen sammelten sich am frühen Nachmittag die Maßnahmengegner kaum am Heldenplatz, wo sich ein großes Polizeiaufgebot befand. Vielmehr zog man meist in kleineren Gruppen mit Fahnen oder Transparenten von verschiedenen Orten der Stadt in Richtung Schwarzenbergplatz. Beim Hochstrahlbrunnen gab es dann Reden gegen "Test- und Impfstress", wobei Teilnehmer teils zwischen Kundgebung und Weihnachtsmarkt am Karlsplatz pendelten.

Größere Demos erst am Abend

Die Polizei hatte angekündigt, am Wochenende in der Wiener Innenstadt größere Demonstrationen erst ab 18.00 Uhr zu erlauben. Grund dafür ist das einzige Einkaufswochenende im Advent - aufgrund der Schließung während des Lockdowns dürfen die Geschäfte auch am Sonntag öffnen. Daher wurde etwa die MFG-Veranstaltung nur als Standkundgebung zugelassen. Man habe dabei jede Versammlungsanzeige "sorgfältig" geprüft, hieß es von Seiten der Polizei. Dabei sei das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit mit etwaigen anderen Grundrechten abgewogen worden, wie etwa das öffentliche Interesse am Recht auf Erwerbsfreiheit.

Weitere Demos am Wochenende

Bis zu 2.000 Teilnehmer haben am Samstag in Klagenfurt gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus demonstriert. Zur Demonstration aufgerufen hatte die Partei MFG - Menschen Freiheit Grundrechte, die erst am Freitag die Gründung ihrer Kärntner Landesgruppe bekanntgegeben hatte. Wie die Polizei der APA mitteilte, sei es zu keinen "Eskalationen oder gröberen Zwischenfällen" gekommen, die Stimmung war demnach friedlich. Lediglich Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Coronamaßnahmen habe es gegeben.

In Innsbruck versammelten sich Samstagnachmittag am Landhausplatz gegen 15.00 Uhr rund 600 Menschen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die Demonstration sei nicht angemeldet gewesen, sagte Polizeisprecher Stefan Eder der APA. Die Teilnehmer würden nun durch die Innenstadt ziehen. Über etwaige Anzeigen war vorerst nichts bekannt.

Für Sonntag ist in Linz die nächste große Demo von Corona-Maßnahmengegnern angemeldet. Damit nach dem Lockdown-Ende in Oberösterreich das Weihnachtsgeschäft an dem ausnahmsweise verkaufsoffenen Sonntag für den Einzelhandel nicht durch den Protestzug behindert wird, ist für ihn die Einkaufsstraße Landstraße tabu.

Ähnliches gilt in Salzburg: Um den "Genuss" des einmaligen Einkaufs-Sonntags nicht zu beeinträchtigen, soll der bereits zur Gewohnheit gewordene "Sonntags-Spaziergang" von Gegnern der Corona-Maßnahmen dieses Mal etwas aus der Innenstadt verlegt werden.

Angemeldet sind Demonstrationen auch in Innsbruck (Sonntag ab 14 Uhr) und in Bregenz. Dort findet um 14 Uhr eine Demo unter dem Motto "Impfpflicht - Spaltung der Gesellschaft?" statt. Um 17 Uhr wird dann ein Lichtermeer für ein respektvolles Miteinander entzündet.