Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erst am Donnerstag zu mehr Fairness bei der Impfstoffverteilung appelliert. So lange nicht genügend Impfstoffe vorhanden seien, müsse es Priorität bleiben, jedem Menschen der Welt eine Grundimpfung mit ein oder zwei Dosen anzubieten, sagte der Vorsitzende des Impfbeirates der WHO, Alejandro Cravioto, in Genf. Experten wie der österreichische Virologe Florian Krammer erinnerten außerdem daran, dass eine hohe Durchimpfung auch die Entstehung neuer Mutationen bremsen könnte. Denn bei Menschen, die sich trotz Impfung infizieren, vervielfältige sich das Virus wahrscheinlich langsamer als bei Ungeimpften.

Eigentlich wollte die WHO bereits bis Ende September in jedem Land der Welt zumindest zehn Prozent der Bevölkerung impfen. Das Ziel ist aber immer noch nicht erreicht. Zwar wurden weltweit 8,3 Mrd. Impfdosen verabreicht und mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat bereits zumindest eine Dosis erhalten. Wie die von der Plattform "Our World in Data" gesammelten Daten zeigen, sind es in den ärmsten Ländern aber gerade einmal 6,6 Prozent.

In Afrika ganz wenig Geimpfte

In ganz Afrika haben weniger als acht Prozent eine abgeschlossene Impfung. Dort sind laut "Our World in Data" somit 107 Millionen Menschen vollständig geimpft. Zum Vergleich: Alleine in den USA und in der Europäischen Union haben bereits 112 Millionen Menschen bereits ihre Auffrischungsimpfung erhalten (15 bzw. 14 Prozent der Bevölkerung).

Bei den Boosterimpfungen ganz vorne liegt Chile mit 48 Prozent der Einwohner, vor Island (47) und Israel (44). In Großbritannien hat fast ein Drittel der Bevölkerung (31 Prozent) den Booster erhalten, in Ungarn über 29 und in Österreich knapp 29 Prozent. Innerhalb der EU liegen diese beiden Länder bei den Auffrischungen vorne. Bei der gesamten Durchimpfungsrate haben aber weiterhin Portugal (89 Prozent), Malta (84) und Spanien (80 Prozent) die Nase vorne.