Die Ermittlungen der Kriminalisten laufen schon seit Tagen, doch am Mittwochvormittag konnten die Brandermittler erstmals zur Ausbruchsstelle des Waldbrand in Hirschwang im niederösterreichischen Raxgebiet vordringen. Dort, wo seit Montag der Vorwoche der bisher größte Waldbrand Österreichs wütet. Rund 150 Hektar steiles Waldgebiet standen in Flammen. Und stehen teilweise noch immer, trotz Großeinsatz der Feuerwehren mit bis zu 900 Mann, wobei sie von Bergrettern unterstützt wurden, und dem Einsatz von Löschhubschraubern und Löschflugzeugen aus Österreich (Bundesheer und Polizei), Deutschland, Italien und der Slowakei.

Eine "fremde Zündquelle" wurde schon vor Tagen als Ursache des folgenschweren Brandes vermutet. Angenommen wird entweder eine achtlos weggeworfene Zigarette - oberhalb besagter Stelle verläuft ein Jagdsteig, der auch von Wanderern benutzt wird - oder sogar ein Lagerfeuer. Videoaufzeichnungen der Rax-Seilbahnen zeigen nämlich die eruierte Stelle und dort wurden schon mehrmals zuvor verbotenerweise Lagerfeuer entzündet.

Haftstrafen oder hohe Geldstrafen drohen

Im Bezirk Neunkirchen gilt nämlich bereits seit Anfang März eine  Verordnung des Landes gemäß des Forstgesetzes "zum Zwecke der Vorbeugung gegen Waldbrände". Darin steht dezidiert, dass in allen Waldgebieten des Verwaltungsbezirkes und in der Nähe des Waldrandes das Rauchen, das Hantieren mit offenem Feuer , die Verwendung von pyrotechnischen Gegenständen, jegliches Feuerentzünden und Unterhalten von Feuer verboten ist! Bei Zuwiderhandeln drohen Geldstrafen von bis zu 7270 Euro oder ein Arrest von bis zu vier Wochen.

Wird der Verursacher des Brandes ausgeforscht, kann es ihm teuer zu stehen kommen. Denn dann droht auch eine strafrechtliche Anklage wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst - und auch dafür gibt es bei einer Verurteilung eine Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen oder sogar eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

"Nach dem Brand und dem Löscheinsatz ist die Spurensuche aber schwierig", betonte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner. Hoffnung setzen die Ermittler von Landeskriminalamt, Bundeskriminalamt und die Bezirksbrandermittler aber auch auf Umfeldermittlungen, die bereits seit mehreren Tagen durchgeführt werden. Im Zuge der Erhebungen werde auch "zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen", so Schwaigerlehner.

Brandausmaß auch für Experten überraschend

Dass ein für Österreich so untypisch großer Waldbrand mit einer Fläche über 100 Hektar Ende Oktober entstehen kann, habe viele überrascht, so der Harald Vacik vom Institut für Waldbau der Boku Wien. Trotz Trockenheit lag die Einschätzung der Waldbrandgefahr bei eher "mäßig". Richtige Extrembedingungen haben zumindest in der Gesamteinschätzung nicht geherrscht: "Man sieht aber, wie bedeutend kleinklimatische Bedingungen bei der Waldbrandgefahr sind."

Hier handle es sich um einen Schwarzkiefern-Wald auf einem Südhang, wo mitunter kurze Zeiträume für die Austrocknung reichen. Dazu kommt die Hanglage mit mitunter starken Aufwinden, die aus einem eher leicht zu kontrollierenden kleinen Brand ein flächiges Feuer machen können. "Das war für die Feuerwehren in dieser Dimension vermutlich unüblich", so Vacik. Unter "normalen" Bedingungen im Oktober mit höherer Luftfeuchtigkeit sei so etwas kaum möglich.

Die Modellrechnungen der Forscher zeigen aber für den Osten Österreichs, dass sich das Risiko insgesamt erhöht. Die Klimaänderung könnte in den nächsten 50 Jahren um die 50 bis 60 zusätzliche Tage Waldbrandgefahr in der höchsten Stufe bringen. "Ja, wir werden solche Bedingungen öfters haben. Ob es aber vermehrt zu Waldbränden kommt, hängt natürlich von uns Menschen ab", betonte der Wissenschaftler.

Hoffnung auf ein Umdenken

Der große Brand im südlichen Niederösterreich könne vielleicht das Bewusstsein dahin gehend stärken, künftig vorsichtiger zu sein. Nahezu jedem Skifahrer ist klar, wie man sich bei erhöhter Lawinenwarnstufe zu verhalten hat. Auch im Wald müsse man sein Risikoverhalten anpassen, sich informieren, wie die Risikolage ist, und sich dementsprechend verhalten. Derartige tragische Ereignisse könnten durchaus zu mehr Achtsamkeit führen, damit es auch bei erhöhter Gefahr nicht zu solchen Bränden kommt, hofft der Forscher.

Waldbrände sind immerhin zu 85 Prozent von Menschen verursacht: "Das haben wir in der Hand", so Vacik.