In Deutsch-Brodersdorf in der Marktgemeinde Seibersdorf (Bezirk Baden) ist am späten Mittwochnachmittag eine Frau tot aufgefunden worden. Es werde ein Gewaltverbrechen vermutet, sagte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner auf APA-Anfrage. Das Landeskriminalamt Niederösterreich hat die Ermittlungen in dem Fall aufgenommen. Die Fahndung nach einem 44 Jahre alten Polizeibeamten, der im Verdacht steht, seine ein Jahr jüngere Lebensgefährtin getötet zu haben, hat am Donnerstag angedauert. Die Frau war laut Polizei am späten Mittwochnachmittag in einem Einfamilienhaus aufgefunden worden. Sie dürfte erdrosselt oder erwürgt worden sein. Auch die Polizei-Sondereinheit Cobra und ein Hubschrauber des Innenministeriums waren an der Suche beteiligt.

Als dringend tatverdächtig gilt der Lebensgefährte der Getöteten, berichten mehrere Medien. Bei dem Mann soll es sich  um einen Drogenfahnder der Wiener Polizei handeln. Die Einsatzkräfte wurden gegen 17 Uhr in das Wohnhaus des Paares gerufen, Angehörige schlugen Alarm, nachdem sie die reglose Frau gefunden hatten. Die Frau dürfte erwürgt worden sein. Eine Obduktion wurde angeordnet.

Es gebe in dem Fall keine Hinweise auf eine Gefährdung anderer Personen, sagte der Sprecher weiter. Er bestätigte, dass das Auto des Verdächtigen in einem Windschutzgürtel in Moosbrunn (Bezirk Bruck a.d. Leitha) aufgefunden wurde. 

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner zeigte sich über den 22. Femizid in Österreich in diesem Jahr betroffen. Fast jeden Monat würden zwei Frauen von ihren Partnern bzw. Ex-Partnern ermordet. "Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen. Es braucht dringend nachhaltige Maßnahmen, die diese Gewaltspirale beenden", betonte Holzleitner in einer Aussendung. Sie erneuerte die Forderung nach 228 Millionen Euro für den Gewaltschutz und die Umsetzung der Istanbul-Konvention, 3.000 zusätzliche Vollzeitstellen in den Gewalt- und Opferschutzeinrichtungen sowie die Wiedereinführung von regelmäßigen Fallkonferenzen.

"Außerdem fordern wir SPÖ-Frauen die tägliche Veröffentlichung der Gewaltzahlen in den österreichischen Medien, wir müssen die Gewaltverbrechen gegen Frauen sichtbar machen", so Holzleitner weiter. Konkret sollten Betretungs- und Annäherungsverbote ähnlich der Impfstatistik bzw. Neuinfektionen kundgemacht werden.

"Wir müssen beim Schutz von Frauen endlich mehr machen - schneller und umfassender! Wer das universelle Problem der Männergewalt nicht erkennt, nicht klar benennen kann, der wird auch nicht die richtigen Maßnahmen setzen", sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter in einer Aussendung. Der Gewaltschutzsektor sei bis heute chronisch unterfinanziert, die Umsetzung konkreter Gewaltschutzmaßnahmen zu langsam und intransparent.

Vermutlich 22. Frauenmord in diesem Jahr

Die mutmaßliche Tötung der Frau im Bezirk Baden wäre der 22. Frauenmord in diesem Jahr. Erst im September waren zwei Somalierinnen von einem Landsmann in Wien getötet worden. Darin inkludiert sind ein Mord/Selbstmord, bei dem ein Abschiedsbrief einen gemeinsamen Entschluss nahelegt, ein weiterer Mord und Suizid eines betagten Ehepaars, ein Todesfall, bei dem der Verdächtige enthaftet wurde, weil ein Verbrechen vorerst nicht eindeutig nachgewiesen wurde, sowie der Tod eines 13-Jährigen Mädchens in Wien nach Verabreichung von Drogen und Vergewaltigung.

Österreich liegt bei Gewaltverbrechen an Frauen im europäischen Spitzenfeld. In der EU waren 2019 mehr als ein Drittel der Mordopfer Frauen. In Österreich lag der Anteil bei mehr als 50 Prozent und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt, wie aus Daten der Statistikbehörde Eurostat hervorgeht.

Nur Zypern (67 Prozent), Lettland (63) und Malta (60) verzeichneten demnach einen noch höheren Wert, in Schweden und Estland lag er indes bei 23 Prozent. Die österreichische Bundesregierung hatte im Mai nach einer Serie an Frauenmorden ein Maßnahmenpaket gegen die Gewalt in der Privatsphäre geschnürt. So soll künftig der Datenaustausch zwischen den einzelnen Einrichtungen verbessert, die Fallkonferenzen verstärkt und die Tatmotive besser durchleuchtet werden. Zudem soll jede Polizeiinspektion in ganz Österreich über speziell ausgebildete Präventionsbeamte verfügen.