Gerade einmal drei Jahre war der Halleiner Alexander Eisenmann alt, als er am 10. August 1976 vom Fenster aus das Hochwasser in der historischen Altstadt beobachtete - ausgelöst vom Kothbach.

Von eben jenem Bach also, der Samstagnacht, fast 45 Jahre später am 17. Juli 2021, die Straßen und Plätze von Hallein erneut in einen reißenden Fluss verwandelte. "Es war die erste Erinnerung in meinem Leben, deshalb bin ich ein bisschen ein gebranntes Kind", erzählt Eisenmann der Kleinen Zeitung.

Daher pflege er bei starkem Regen auch stets nach dem Pegelstand des Bachs hinter seinem Haus in der Augustinergasse zu schauen. So auch diesmal - als er schaute, sei das Wasser noch knapp eineinhalb Meter unter der Uferkante gewesen - eine alltägliche Situation. Binnen zehn Minuten sei der Bach dann übergegangen.

"Ich war mit meinem Sohn gerade beim Sichern der Haustür - obwohl eh schon Wasser im Haus war, also eigentlich zu spät - da schrie er plötzlich: 'Papa, da treibt jemand ab!'", berichtet der 48-Jährige. "Dann bin ich halt losgelaufen. Ganz kurz, bestimmt keine Sekunde, habe ich abgewogen, weil mir war die Situation und die Gefahr bewusst. Ich bin ja mit einem Fuß in der Strömung gestanden."

Es sind die Nachbarn des Filialleiters eines Möbelgeschäfts, die da gerade gegen die Fluten kämpfen - ein türkischstämmiges Ehepaar. "Sie haben flüchten müssen, weil ihr Erdgeschoß in kürzester Zeit unter Wasser gestanden ist, denen hat es zwei Fenster eingedrückt", so Eisenmann.

Das Ehepaar wird von den Füßen gerissen, dann gegen eine Hausmauer gespült. Der Mann hat seine Frau gepackt, versucht noch, irgendwo an der Mauer Halt zu finden. Vergeblich, erneut fallen sie nieder. Dann kommt Eisenmann, packt die beiden. Und hat Glück - das Wasser trägt ihn und das Ehepaar in einen Hof.

"Ich habe gar nicht viel beitragen können. Man versucht natürlich, ein Ziel anzusteuern, aber der Druck vom Wasser war so stark", schildert der Helfer die gefährlichen Sekunden. "Wenn wir am Hof vorbeigetrieben wären - die nächste Station wäre der Kothbach gewesen. Ich weiß nicht, ob wir das überlebt hätten. Im Nachhinein überlegt man - warum macht man das? Ich kenne die Leute kaum, sie gehen mich eigentlich nichts an. Aber man macht es trotzdem, es ist wie ein Naturgesetz, Instinkt", sagt Eisenmann, der sich bei seinem Einsatz Abschürfungen zugezogen hat.