Nach der Festnahme eines dritten Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod eines 13 Jahre alten Mädchens am Wochenende in Wien-Donaustadt sind am Donnerstagnachmittag weitere Einzelheiten zur Person des 23-Jährigen bekannt geworden. Nach gesicherten Informationen wurde der gebürtige Afghane bisher insgesamt fünf Mal polizeilich angezeigt und Mitte Mai 2020 wegen geschlechtlicher Nötigung, Körperverletzung und versuchter schwerer Nötigung verurteilt.

Dafür fasste er zwei Jahre, davon sechs Monate unbedingt aus, kam jedoch nach der Verhandlung auf freien Fuß, da ihm die U-Haft auf den unbedingten Strafteil angerechnet wurde. Bewährungshilfe wurde angeordnet. Abgeschoben wurde der Mann nicht, obwohl seit Februar 2018 gegen ihn ein endgültig negativer Asylbescheid vorlag, die Abschiebung für zulässig erklärt und eine Frist für eine freiwillige Ausreise gesetzt worden war.

Dagegen legte der Afghane im März 2018 Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. An der für September 2019 anberaumten Verhandlung, bei der das Rechtsmittel behandelt werden sollte, nahm er jedoch nicht teil. Da der 23-Jährige für das Bundesverwaltungsgericht nicht greifbar war - bis 14. Mai 2020 saß er dann im Gefängnis, danach war er trotz eines ihm beigegebenen Bewährungshelfers offenbar nicht mehr zu finden, - wurde das Beschwerdeverfahren aufgrund unbekannten Aufenthalts eingestellt, was einem De-facto-Abschiebeschutz gleichkam. Das erscheint insofern beachtlich, da der Mann seit September 2020 an mehreren Adressen im Bundesgebiet gemeldet gewesen sein soll.

Todesursache noch unklar

Unterdessen war die Fahndung nach einem vierten möglichen Mittäter im Laufen, der sich ins Ausland abgesetzt haben dürfte. Nach diesem Afghanen - 22 Jahre alt und mehrfach vorbestraft - wird mittlerweile mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er sowie der 23-Jährige sollen sich im Tatzeitraum in der Wohnung eines bereits inhaftierten 18-jährigen Landsmanns aufgehalten haben, in das sich die 13-Jährige freiwillig begeben hatte. Dort sollen ihr Drogen verabreicht worden sein und anschließend Missbrauchshandlungen stattgefunden haben. "Ermittelt wird wegen sexueller Übergriffe. Welcher Tatbestand dabei erfüllt worden ist, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen", meinte dazu Nina Bussek, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien.

Unklar ist, wie das Mädchen zu Tode kam. Informationen der APA zufolge soll der 18-Jährige die Minderjährige - möglicherweise hatte sie infolge der konsumierten Drogen das Bewusstsein verloren - aus seiner Wohnung getragen und auf einem davor befindlichen Grünstreifen gegen einen Baum gelehnt haben, wo Passanten Samstagfrüh den leblosen Körper entdeckten. Einem beigezogenen Gerichtsmediziner zufolge war die 13-Jährige erstickt. Detaillierte Aufschlüsse erhofft sich die Anklagebehörde vom Obduktionsgutachten sowie in Auftrag gegebenen toxikologischen und molekulargenetischen Fachgutachten.

Wie die "Kronen Zeitung" online berichtete, sollen die Ermittler davon ausgehen, dass das Mädchen von einer Gruppe junger Männer missbraucht wurde. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es seitens der Polizei nicht. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Weitere Tatverdächtige können nicht ausgeschlossen werden", sagte Dittrich. Ruf sprach in diesem Zusammenhang am Rande des Runden Tischs von Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) von einer "dynamischen Entwicklung" bei den Ermittlungen. Details nannte er dazu keine.

Der offenbar dringend der Mitbeteiligung verdächtige vierte, auf der Flucht befindliche 22-Jährige wurde bereits drei Mal gerichtlich verurteilt, zuletzt im Februar 2020 wegen Suchtgifthandels zu neun Monaten Haft. Später stand er in einer weiteren Verhandlung gemeinsam mit dem 18-Jährigen wegen räuberischen Diebstahls vor Gericht, wurde dabei jedoch freigesprochen. Der 18-Jährige fasste dagegen zehn Monate unbedingt aus.

Der 18-Jährige sowie ein 16 Jahre alter, bisher unbescholtener Afghane, der sich erst seit 7. April 2021 in Österreich aufhält, befinden sich im Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen seit Montagnachmittag in Haft. Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag die Verhängung der U-Haft beantragt, teilte Behördensprecherin Bussek mit. Darüber entscheiden wird das Landesgericht vermutlich am Freitag.

Der 18-Jährige war in der Gemeindewohnung gemeldet, in der die Übergriffe auf die 13-Jährige stattgefunden haben sollen. Die Polizei kam durch eine Zeugenaussage auf die Spur der beiden Burschen. Der Ältere wurde bereits dreimal gerichtlich verurteilt. Er bestritt in seiner Einvernahme, etwas mit der Tötung des Mädchens zu tun zu haben. Der Jüngere wiederum schwieg bisher.

Der 18-Jährige lebt seit Sommer 2015 in Wien. Er wurde von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe in unterschiedlichen Einrichtungen betreut. Zuletzt wohnte er in der Gemeindebauwohnung in der Erzherzog-Karl-Straße. Der 16-Jährige war erst im April im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Österreich gekommen und ist unbescholten.