Drei Gailtaler Bauern haben am 12. Juni ihre 220 Schafe auf die Kirchbacher Wipfelalm aufgetrieben - in der Hoffnung auf einen ruhigen Almsommer. Das Fazit ist mehr als ernüchternd und macht die Bauern zornig: Vom 19. auf 20. Juni wurden im Gipfelbereich drei Mutterschafe und vier Lämmer und in der Nacht auf Dienstag zwei weitere Mutterschafe von einem größeren Raubwild gerissen. Ein schwer verletztes Lamm musste notgeschlachtet werden. Die Qualen dieser Tiere müssen unbeschreiblich gewesen sein. „Dabei waren wir letzte Nacht sogar bei den Tieren am Berg“, sagt einer der Schafbauern. Doch alle Aufmerksamkeit war vergebens, das Beutetier habe im Morgengrauen bei scharfem Wind und im Schutz von Nebelschwaden die Angriffe gestartet.

Doch war es ein Bär oder eher doch ein Wolf? Die Untersuchungen laufen noch. Fest steht jedoch: Die Rückkehr der Raubtiere sorgt unter den Viehzüchtern in Österreich immer mehr für Aufregung.

Wolfsmanagement soll helfen

Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Die Tierart ist in Europa nach wie vor streng geschützt. Um bald richtige Maßnahmen setzen zu können, bei denen Wolf, Mensch und Weidetiere bestmöglichst geschützt werden, überarbeitete das in der Steiermark beheimatete "Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs" (ÖZ) seinen neun Jahre alten Wolfmanagementplan.

„Es handelt sich dabei um keine bindenden Maßnahmen, sondern um ein Papier zur Orientierung“, betont Martin Janovsky, der Leiter der Arbeitsgruppe. Auch sei der Plan kein Herdenschutzpapier, sondern eben ein Leitfaden zur Orientierung mit Handlungsempfehlungen, so der Experte zur Tiroler Tageszeitung (TT). Letztendlich liege die Entscheidung bei den Behörden in den Bundesländern, wie mit Wölfen in so genannten besonderen Situationen umzugehen ist. Gerade weil es sich beim Wolf um ein höchst mobiles Tier handelt, sei es jedoch wichtig, dass sich die Länder mit ihren Regelungen und Vorkehrungen abstimmen.

Die Handlungsempfehlung in diesem Fall lautet: Besendern und vergrämen, wenn die Vergrämung keinen Erfolg zeigt, dann folgt die Entnahme des Tieres. Eine möglichst rasche Entnahme empfiehlt der Wolfsmanagementplan bei Schwarz, also wenn sich ein Wolf unprovoziert aggressiv verhält, so die TT.

Ampelsystem für Wölfe

Der neu erarbeitete Plan definiert die Ziele des Wolfsmanagements und stellt klar, unter welchen Bedingungen "besondere Situationen" vorliegen, die ein Eingreifen des Menschens in die Natur notwendig machen. Dabei unterscheidet der neue Wolfsmanagementplan, ob Gefahr für Menschen, Hunde oder Nutztiere besteht.

Mittels eines Ampelsystems wird die Gefahr analysiert: Grün ist beispielsweise ein Wolf, der durch Siedlungsgebiete läuft, aber keinen Kontakt aufnimmt. Kommt er öfter in bewohntes Gebiet, weil er zum Beispiel bereitgestelltes Katzenfutter für sich entdeckt hat, erhält der die Farbe Gelb. Die Stufe Rot ist hingegen erreicht, wenn er Interesse an den Menschen zeigt und sich diesen auch nähert.

Ziele des Managementplans

Ziel des österreichischen Wolfsmanagements ist ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben mit freilebenden Wölfen auf Grundlage des gesetzlichen Schutzstatus, sowie der Interessen der unterschiedlichen Landnutzer, des Naturschutzes und der gesamten Bevölkerung.
"Damit leistet Österreich einen Beitrag zur Erreichung eines langfristig gesicherten, staatenübergreifenden Wolfsbestandes in einem günstigen Erhaltungszustand", betont ÖZ-Geschäftsführer Albin Blaschka.