Der Geschäftsführerposten in der HG Labtruck, der Tochterfirma der HG Pharma, bleibt in Familienhand: Ralf Herwig übergab die operativen Agenden an seine Frau, wie eine Sprecherin des Unternehmens am Mittwoch erklärte. Anfang Mai hatte er angekündigt, sich zurückzuziehen, nachdem Kritik an der Zulässigkeit der Durchführung der PCR-Tests in Tirol durch das Labor aufgekommen waren.

Indes entstand ein Wirbel um die Ausschreibung der Leistungen in Tirol. Eine Nachfolgefirma der HG Labtruck soll sich gemeinsam mit der MedUni Innsbruck bewerben.

Herwig habe sich "aus gesundheitlichen Gründen" aus der Geschäftsführung der HG Labtruck zurückgezogen, so die Sprecherin. Seine Ehefrau veranlasste im Anschluss die notarielle Umschreibung der Geschäftsführung, die sie zuvor nur interimistisch übernommen hatte. "Durch den Fristenablauf scheint es, dass die formale Eintragung im Firmenbuch sich verzögert hat", hieß es. Seit 7. Juni sei die Frau Herwigs aber notariell beglaubigte Geschäftsführerin der HG Labtruck.

Viele Zweifel

Anders verhält es sich bei der HG Pharma. Hier ist Ralf Herwig nach wie vor Geschäftsführer, aber sei ebenfalls aufgrund "seines Gesundheitszustandes" nicht operativ tätig. Ein interimistischer Geschäftsführer sei dagegen aktiv. Die HG Pharma habe aber nichts mit den Tests im Land Tirol zu tun, wurde betont - die HG Labtruck sei dafür zuständig gewesen.

Im Vorfeld waren Zweifel aufgekommen, dass sich Urologe Herwig - dem als Arzt Berufsverbot verhängt wurde und gegen den strafrechtliche Verfahren anhängig sind - tatsächlich als Geschäftsführer zurückgezogen hatte. Landeshauptmann Günter Platter (ÖVP) hatte Anfang Mai nämlich verkündet, dass die Zusammenarbeit mit Herwig nach den Negativschlagzeilen und der oppositionellen Kritik beendet werden soll. Wie Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider am Mittwoch in einer Pressekonferenz anmerkte, ist im Firmenbuch Herwig noch als Geschäftsführer der HG Labtruck eingetragen. Für sie bedeute dies, dass Herwig offenbar noch im Unternehmen tätig sei.

Kritik übte Haselwanter-Schneider indes am Modus der derzeit laufenden Ausschreibung. Sie plädierte dafür, dass nach dem Bestbieter- und nicht nach dem Billigstbieterprinzip entschieden werden soll und warnte vor einer Firma mit dem Namen Novatium. Wie die Tageszeitung "Der Standard" und der ORF Tirol berichtet hatten, sei dies eine Nachfolgefirma der HG Labtruck, die sich gemeinsam mit der Virologin der Medizinischen Universität Innsbruck, Dorothee von Laer, für den millionenschweren Auftrag beworben hatte.

"Auffangfirma"

Weil gegen die HG Labtruck die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt und der Landesrechnungshof prüft, dürfe man aus Haselwanter-Schneiders Sicht an dieser Firma "nicht mehr anstreifen". Das Land Tirol meinte gegenüber dem ORF Tirol, dass es sich bei der Novatium um eine IT-Firma handle, welche für die Kooperation zwischen HG Labtruck und der Meduni die Datenübertragung in die Systeme von Bund und Land übernehme. Virologin Von Laer dagegen sagte, dass dies eine Art "Auffangfirma" der HG Labtruck sei, welche die Mitarbeiter und Gerätschaften übernehme. Für sie war allerdings klar, dass die Mitarbeiter "am wenigsten" dafür können, was geschehen sei - die Kritik habe sich ja auch an Herwig gerichtet. "Da hat halt ein bisschen die virologische Leitung gefehlt", so Von Laer. Man habe zuletzt "sehr gut" zusammengearbeitet, außerdem wolle sie die 50 Mitarbeiter der HG Labtruck absichern.

Haselwanter-Schneider beharrte trotzdem darauf, dass das Land nicht mit der Firma Novatium zusammenarbeiten müsse, die von einem Juristen der HG Labtruck gegründet wurde. Jene Labore, die den Zuschlag bekommen würden, würden dann ja auch Mitarbeiter benötigten, sagte sie. "Man sollte sich dieses Mal sehr gut anschauen, wer steckt hinter einer Firma. Damit wir eines Tages nicht wieder ein böses Erwachen haben", warnte die Klubobfrau.