Bergsteigerikone Reinhold Messner übt angesichts angeblicher größerer Corona-Ausbrüche am Mount Everest vor allem Kritik an den Expeditionsfirmen bzw. Reiseveranstaltern. Diese stünden in erster Linie in der Verantwortung, denn sie würden den Teilnehmern die Touren auch anbieten und verkaufen, sagte Messner im APA-Gespräch. Für die nepalesischen Behörden, die die Touren genehmigen, zeigte der 76-Jährige Verständnis: Schließlich müsse das arme Land vom Tourismus leben.

Jene jeweils 11.000 Dollar (9.000 Euro), die man für die Genehmigung, den Berg besteigen zu dürfen, bezahlen muss, seien schließlich viel Geld für nepalesische Verhältnisse. Darüber hinaus müsste auch noch so etwas wie Eigenverantwortung der Menschen bestehen, die den Berg in Corona-Zeiten besteigen, betonte der Südtiroler. Wenngleich es sich bei den Bergsteigern um "physisch starke Menschen" handle, die "dort nicht sterben".

"Massentourismus" im Himalaja

Zudem sei es "zynisch", dass es in Kathmandu in den Krankenhäusern in Sachen Corona "keinen Sauerstoff für Todkranke" gebe, gleichzeitig aber im Gebirge "tausende leere Flaschen herumliegen". Und dann setzte Messner zu einer Art Generalabrechnung mit dem von ihm seit jeher viel kritisierten "Massentourismus" im Himalaja an, den Expeditionsfirmen und Reiseveranstalter wesentlich mitbefördern würden.

Diese würden die "Eroberung des Nutzlosen" betreiben und einen "Humbug" anbieten bzw. den Leuten etwas vorgaukeln. Eine Heerschar von Touristen würden auf, von ebenso vielen Sherpas, vorbereiteten Pisten auf den Berg geleitet. Es würde ihnen vorgegaukelt, dass sie den Mount Everest bezwingen, dabei würden sie quasi eine Pauschalreise buchen und dann "auf den Everest gebracht".

Der Mount Everest würde für dieses Tun "missbraucht": "Das ist kein Alpinismus, das ist Tourismus. Der Berg wird zu einem Zwergenberg gemacht", so Messner, der im Jahr 1980 als Erster den höchsten Gipfel der Erde ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang erreichte.