Was im Winter nur sehr eingeschränkt möglich war, werden die Österreicherinnen und Österreicher wohl auch dieses Jahr im Sommer nachholen: Zeit in unseren Bergen verbringen. Im abgelaufenen Pandemie-Jahr boomte der Bergsport während der wärmeren Monate - auch weil zum Beispiel Urlaub im Ausland kaum möglich war. Das sollte heuer zwar nicht mehr der Fall sein, aber Experten rechnen mit einem neuerlichen Run auf die Alpen. Und mahnen in diesem Zusammenhang Vorsicht und Rücksicht ein.

Laut Peter Paal, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS), hat es in der vergangenen Sommersaison um 30 Prozent mehr Bergunfälle gegeben als in den Jahren zuvor. Und auch im vergangenen Winter, wo es im langjährigen Vergleich gut zwei Drittel weniger Unfälle gab, gingen tödliche Unfälle nur um ein Drittel zurück. Das liege nicht zuletzt daran, dass vermehrt Leute in den Bergen sind, die weder Erfahrung noch entsprechende Kondition mitbringen.

Bergrettung und Alpinpolizei appellieren daher an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, den es in der bevorstehenden Sommersaison in die Berge zieht. Das beginnt bei adäquater Planung von Touren und endet mit der sicheren Rückkehr. Schwere, oft tödliche Unfälle hätten sich in der vergangenen Sommersaison speziell infolge konditioneller Überforderung beim Aufstieg und mangelnder Vorsicht beim Abstieg ereignet. Es gelte daher ein ganzes "Präventionsbündel" zu beachten.

Laut Martin Gurdet, Geschäftsführer des Österreichischen Bergrettungsdiensts (ÖBRD), scheitert es oft schon an grundlegenden Dingen. Jeder siebente Wanderer weiß nicht genau, wo er unterwegs ist, und hat sich nicht hinreichend mit der ins Auge gefassten Tour auseinandergesetzt. "Wenn wir ausrücken müssen und nicht wissen, wo wir suchen müssen, ist das ein Problem", formuliert Gurdet diplomatisch.

Die Bergrettung bewältigt mit rund 13.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern jährlich bis zu 9000 Einsätze. Damit es nicht mehr werden, appellierte Gurdet, mit der Tourenplanung nicht erst am Vorabend oder noch später zu beginnen, sondern sich dieses Themas schon mehrere Tage vorher anzunehmen. Neben der Topographie gehört der Ausrüstung, der Verpflegung, der Wettervorhersage und der Zusammensetzung der Gruppe, mit der man unterwegs ist, besondere Beachtung geschenkt.

Mit Nachdruck wies Gurdet auf das Recco-Suchsystem hin, das das Auffinden von vermissten Wanderern oder Bergsteigern erleichtert. Wer seinen Rucksack oder Helm mit einem Rettungsreflektor versieht - die nur vier Gramm schweren und batterielos betriebenen Reflektoren sind im Fachhandel erhältlich und kosten etwa 30 Euro -, erhöht im Notfall die Wahrscheinlichkeit, dass er von Suchtrupps aufgespürt wird. Denn an Rettungshubschraubern sind Detektoren montiert, die Radarwellen aussenden und Rettungsreflektoren orten können, was - vor allem, wenn das Suchgebiet groß ist - die Chancen für vom Weg abgekommene Tourengeher verbessert, gefunden zu werden.

Selbstverständlich sollte auch sein, dass vor einer Tour in der Unterkunft oder den Angehörigen mitgeteilt wird, wohin es geht. Angehenden Wanderern, die keine oder wenig Erfahrung haben, sollte Aus- oder Fortbildungskurse in Alpinvereinen oder Bergsportschulen zu belegen. 

Die Alpine Notrufnummer 140 sollte man in jedem Fall eingespeichert haben. Darüber hinaus sollte man darauf achten, den Akku des Mobiltelefons nicht über Gebühr zu beanspruchen, warnte Gurdet. "Wenn man zu viel auf sozialen Medien teilt, kann es sein, dass einem später der Saft ausgeht", bemerkt Gurdet mit vielsagendem Blick.