Bei einem Prozess in Salzburg ist am Donnerstag eine 36-jährige Mutter in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen worden. Die Slowakin soll im Juni 2020 ihren damals siebenjährigen Sohn beinahe erwürgt haben. Die an paranoider Schizophrenie leidende Frau soll die Tat laut psychiatrischem Gutachten in einem akut-psychotischen Zustand begangen haben. Wäre sie zurechnungsfähig gewesen, hätte sie sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten müssen.

Zu dem Vorfall war es damals im Wohnhaus der Familie im Salzburger Pinzgau gekommen. Die 36-Jährige sagte in früheren Einvernahmen aus, dass sie Stimmen hörte und plötzlich glaubte, ihr Sohn sei der Teufel. Wenn sie nicht mit ihm kämpfe, müsse ihr Ehemann sterben. Das Kind schrie bei der Attacke, das tut weh, sie habe aber nicht darauf reagiert und weiter gekämpft. Dabei soll sie dem Buben auch eine schwere Penisverletzung zugefügt haben. Warum sie von ihrem Sohn dann abließ, ist nicht ganz klar. "Möglicherweise war er benommen oder sogar bewusstlos", sagte der Leiter der Gerichtsmedizin Salzburg, Fabio Monticelli, heute im Prozess.

Der Sachverständige berichtete von einer erheblichen Gewalteinwirkung gegen den Hals des Kindes und von massiven Würgemalen. "Der Junge hatte auch Erinnerungslücken, das passt zu Durchblutungsstörungen im Gehirn." Er habe auf jeden Fall in seiner beruflichen Laufbahn selten ein so massives Würgetrauma gesehen, berichtete Monticelli.

Bub lebt jetzt beim Vater

Tatsache ist, dass der Bub dann vor seiner Mutter flüchten konnte und blutverschmiert und mit roten Striemen am Hals bei einem Nachbarn klingelte und bat, seinen Vater in der Arbeit anzurufen. Der Nachbar alarmierte sofort Rettung und Polizei. Der Bub lebt mit seinem Vater mittlerweile wieder in der Slowakei. Der Vater berichtete heute, dass die Verletzungen rasch ausgeheilt seien. "Seine Psychotherapeutin sagt, sie bemerkt kein äußeres und inneres Trauma. Ich bin jeden Tag mit ihm zusammen und bemerke auch keinen Unterschied zu früher."

Der Verteidiger der Mutter, Kurt Jelinek, sprach sich heute für eine Entlassung der Frau aus der Psychiatrie aus. "Es geht ihr wieder gut. Die Medikamente und therapeutischen Maßnahmen wirken. Sie ist krankheitseinsichtig, weiß, dass sie Hilfe braucht, und will keinesfalls wieder so etwas erleben." Wie Jelinek sagte, sei sie laut dem Leiter der forensischen Abteilung der Salzburger Christian-Doppler-Klinik austherapiert. "Zusammengefasst: Sie gehört unter Auflagen aus der Geschlossenen entlassen."

Sohn und Mutter würden jeden Tag miteinander telefonieren. Gemeinsam mit ihrem Mann habe die Frau eine Tagesstruktur erarbeitet, zudem stehe man in Kontakt mit einem der besten Psychiater der Slowakei. Die 36-Jährige habe bereits eine Jobzusage, sollte sie aus der Klinik kommen. Wie ihr Ehemann heute aussagte, habe er vor der Tat keine Veränderung seiner Frau bemerkt. Sie habe zwar wenige Tage vor dem Angriff bei einer Autofahrt gemeint, sie könne in die Zukunft sehen und ihm einen Unfall vorhergesagt. Als er nachfragte, habe sie aber das Thema gewechselt. Der Mann hoffte heute, dass seine Gattin - sie ist seit der Tat in der Christian-Doppler-Klinik untergebracht - zurück zur Familie kommen kann. "Ich kann es mir ohne sie nicht vorstellen."

Die Geschworenen folgten heute jedoch dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. "In unbehandeltem Zustand wird sie neuerlich Delikte mit schweren Folgen begehen", hatte die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer gesagt. Möglicherweise wird die Frau aber in einer Klinik in der Slowakei untergebracht.