338 Menschen sind laut Innenministerium im Vorjahr auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt. Damit wurde die niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950 registriert, woran die Coronamaßnahmen und die Lockdowns das ihrige beigetragen haben. Doch jeder Unfalltote ist natürlich einer zu viel - und auch an den Unfallursachen wie überhöhte Geschwindigkeit und Unkonzentriertheit am Steuer hat sich nichts geändert, lediglich am Verkehrsaufkommen vor allem im ersten Halbjahr des Jahres 2020.

Der Zielwert des österreichischen Verkehrssicherheitsprogrammes aus dem Jahr 2011 - demnach sollte die Opferzahl bis 2020 um 50 Prozent auf 311 Opfer verringert werden - wurde mit 338 Verkehrstoten dennoch nicht erreicht. "Die 338 Verkehrstoten sind Mahnung, verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu setzen", stellte der Sprecher des  Verkehrsclub Österreich Christian Gratzer fest. Und er verglich Österreich dabei mit der Schweiz, die um rund 80 Prozent weniger Verkehrstote als Österreich im Vorjahr hatte: "Die Schweiz setzt vor allem beim Tempo an", so Gratzer.

Wo Österreich ansetzen müsste, schlüsselte jetzt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf. Und kam auf sechs Punkte, die laut KFV dringend angegangen werden müssten.

1. Absolutes Verbot harter Drogen am Steuer

Seit mehr als 15 Jahren testet Österreich zwar Drogenvortestgeräte ohne sie jedoch flächendeckend und systematisch einzusetzen. Ein Nulltoleranzansatz für harte Drogen und die Änderung des Beeinträchtigungsansatzes seien wichtige Schritte hin zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

2. Reduktion von Sicherheitsrisiken für Kinder

Seit beinahe zehn Jahren wurde laut KFV keine konkrete Maßnahme zum Schutz von Kindern im österreichischen Straßenverkehr mehr verordnet. Hier wären Temporeduktionen in Unfallrisikobereichen, Infrastrukturmaßnahmen zur Gefahrenentschärfung wichtig sowie die strenge Bestrafung von kindersicherheitsgefährdendem Verhalten im Straßenverkehr.

3. Strafverschärfung für Raser

Gegen Temposünder, denen diese Einsicht fehlt und die mit drastisch überhöhten Geschwindigkeiten im Straßenverkehr unterwegs sind braucht es höhere Strafen, deutlich längere spürbare Führerscheinentzüge und in besonders gravierenden Fällen auch eine Konfiszierungsmöglichkeit des Fahrzeuges, fordert das KFV.

4. Harmonisierung der Strafkataloge

Derzeit gelten in allen Bundesländern andere Regelungen. Wer z.B. in Wien eine Verkehrsübertretung begeht muss mit einem anderen Strafausmaß rechnen wie z.B. in Niederösterreich.

5. Reduktion von Risiken für Zweiradfahrer

Hier wird vom KFV als Beispiel die Einführung einer praktischen Moped-Prüfung und die gesetzliche Verankerung unfallreduzierender Bodenmarkierungen auf typischen Motorradstrecken angeführt.

6. Einsatz technischer Assistenzsysteme

Nach derzeitigen Regelungen dauert es noch mehr als zehn Jahre bis die meisten schweren Lkw und Mittelklasseautos auch im Realverkehr mit verpflichtende Sicherheitstechnik unterwegs sein werden. Nötig wäre eine Ausrüstung mit Notbremssystemen und Toter-Winkelassistent.

„Viele Verkehrssicherheitskonzepte - die auch Menschenleben retten können - warten seit Jahren auf Realisierung und müssen endlich umgesetzt werden“, betont Othmar Thann, Direktor des KFV. Schon vor Corona blieben essentielle Verkehrssicherheitsprobleme in Österreich ungelöst.