Derzeit werde ein "großer Arbeitsprozess" aufgesetzt, um "eine Strategie für das Leben mit dem Virus" zu schaffen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im APA-Interview. Die Frage nach Erleichterungen werde Teil davon sein. Bis Sommer soll es für alle ein Impf-Angebot geben, danach gelte es, mit den Nicht-Geimpften "verantwortungsvoll" umzugehen.

Bei der zuletzt stark diskutierten Frage von Erleichterungen für Menschen, die bereits die Schutzimpfung erhalten haben, sieht Anschober keine Eile: "Wir haben da ja ein bisschen Zeit, das ist ja sowieso kein Thema, bevor wir nicht in die ganze Breite der Impfumsetzung reinkommen." Man werde "im Laufe des April, dann nach Ostern" Ergebnisse des Arbeitsprozesses am Tisch haben. Der Minister setzt bei der Frage nach Privilegien für Geimpfte allerdings auf ein länderübergreifendes Vorgehen: "Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn das eine europäische Entscheidung wäre, in die wir uns mit einbringen."

Die Frage von Erleichterungen hänge natürlich stark von der Impfquote ab, betonte Anschober. Zum Thema "Leben mit dem Virus" sagte er, man werde "große Veränderungen erfreulicherweise dadurch erfahren, dass wir die Impfung haben. Je höher die Impfquote ist, desto mehr wird sich die Situation entspannen."

Grundsätzlich optimistisch

Grundsätzlich zeigte er sich optimistisch, dass man in Österreich eine hohe Durchimpfungsrate erreichen wird können: "Ich glaube, dass meine Zielvorgabe '50 Prozent plus X' eine ist, die wir deutlich übertreffen werden." Nach einem Zeitpunkt gefragt, wann alle, die es wollen, eine Impfung erhalten werde, verwies er auf Deutschland: "Bundeskanzlerin Angela Merkel hat letzte Woche gesagt, der 21. September ist das Ziel, dass in Deutschland jeder und jede ein Impfangebot kriegt. Ich glaube, dass wir durchaus optimistisch sein können, dass wir etwas schneller sein können. Also im Lauf des Sommers." An diesem Plan soll sich auch nichts ändern, sofern der Pharmakonzern Astra Zeneca - wie am Dienstagabend aus EU-Kreisen bekannt wurde - im zweiten Jahresquartal tatsächlich weniger als die Hälfte der vertraglich vereinbarten Impfdosen in die Europäische Union liefern sollte, hieß es auf Nachfrage aus Anschobers Büro.

Äußerst zurückhaltend äußerte sich der Minister zu Stimmen - etwa von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) - wonach man sich nach der Impfung der vulnerablen Gruppen und der älteren Bevölkerung höhere Infektionszahlen leisten werde können. "Wir wissen bis heute nicht gesichert, wie sich die Impfstoffe in Richtung Transmission auswirken." Davon werde natürlich sehr viel abhängen. Die zweite Frage sei die nach der Impfrate: "Auch wenn es 20 Prozent sind, die nicht geimpft sind, werden wir extrem gut beraten sein, verantwortungsvoll mit diesen 20 Prozent umzugehen."

Anschober rechnet auch damit, dass die Corona-Impfstoffe künftig - ähnlich wie bei den Grippeimpfungen - an den jeweiligen Virusstamm angepasst werden müssen. Das heißt, dass es "eine gewisse Weiterentwicklung geben wird und wir unsere Impfungen in einer zweiten und dritten Generation anpassen müssen".