Freitag um null Uhr waren die Grenzen dicht. Zumindest ohne negatives Corona-Testergebnis. Daher war der Andrang an der Teststraße in Kufstein an diesem Vormittag besonders groß. Nur Hunderte Meter davon entfernt, auf der B 171, kam bereits niemand mehr an den Polizisten und Bundesheersoldaten ohne entsprechenden Nachweis vorbei. Zu früher Stunde versuchten in Niederndorf einige Pendler noch durchzuschlüpfen, wie dort von Beamten zu erfahren ist. Höflich, aber entschieden wurden sie auf die Bestimmungen hingewiesen und mussten umkehren. „Aber im Großen und Ganzen“, so Astrid Mair, die stellvertretende Bezirkspolizeikommandantin von Kufstein, seien die Autofahrer „gut vorbereitet gewesen“. Es gab auch keine größeren Aufregungen“, erzählt sie. Das zeigen auch die Zahlen: Lediglich 56 Personen wurden bis Mittag im Bezirk an den sechs Grenzübergängen und am Bahnhof Kufstein zurückgewiesen.

Fast wäre es auch einem älteren Mann so ergangen. Er hatte zwar ein Testergebnis, „aber er wusste nicht, wie er das SMS abrufen kann“, erzählt ein Grundwehrdiener am Niederndorfer Checkpoint schmunzelnd. Aber kein Problem: Der Soldat zeigte Herz, übernahm für ihn die Betätigung des Handys und der Mann konnte weiterfahren. Die Reaktionen der Autofahrer fallen unterschiedlich aus. Für einen Pendler ist es „echt lästig“, eine Frau hingegen zuckt nur die Schultern und meint – kein Problem, sie gehe eh regelmäßig testen. „Es bleiben alle sehr freundlich“, freut sich eine Polizistin.

Dienstantritt bei minus 15 Grad, hieß es auch für rund 40 Soldaten und Angehörige der Militärpolizei sowie Polizeibeamte in der Arlbergregion: Sie kontrollieren im Schichtdienst alle drei Straßenverbindungen von Tirol nach Vorarlberg – bei der Mautstelle St. Jakob, am Arlbergpass und an der Landesgrenze zwischen Steeg im Lechtal und Warth.

"Umdrehen und testen lassen"

Am frühen Morgen war noch wenig los auf der Arlbergschnellstraße S 16 in Richtung Vorarlberg, in vier Stunden trafen 150 Pkw ein. Gegen 9.30 Uhr stoppte eine dunkle Limousine mit rumänischen Kennzeichen. Der Lenker wusste nichts von der verpflichtenden Bestätigung mit negativem Testergebnis. „Umdrehen und bei der S 16-Ausfahrt in Pettneu testen lassen“, ordneten die Soldaten an.

„In vier Stunden mussten wir elf Pkw-Lenker zurückweisen“, schilderte Otmar Wechner, Chef der Autobahnpolizei Imst. „Sie wollen von der Testpflicht nichts gewusst haben. Die meisten zeigten Verständnis und haben sich testen lassen.“

An der S 16-Ausfahrt bei Pettneu ist ein Testbus des Landes mit Sanitätsteam und Bundesheer-Assistenz stationiert, der allen ohne Test zur Verfügung steht. „Ich bin beruflich in Vorarlberg tätig“, verriet Charly Walter aus St. Anton bei seinem Testbus-Besuch. Für ihn sei die Testpflicht kein Problem. „Ich glaube, das ist sinnvoll, um die Mutation einzudämmen.“ Sein Testergebnis war negativ, binnen fünf Minuten bekam er die Bestätigung.

Im Außerfern hieß es, gleich sieben Übergänge nach Deutschland und Vorarlberg zu kontrollieren. Die Strecke durch den Ammerwald wurde geschlossen. Das war für die Polizei vor Ort nicht zu schaffen. 40 Polizisten und noch mehr Soldaten im Assistenzeinsatz wurden deshalb in den Bezirk Reutte verlegt und wegen der großen Distanzen dort auch gleich in Hotels und anderen Unterkünften untergebracht.

Dass Ausnahmesituationen immer auch kreative Lösungen zutage fördern, zeigte Edi Glätzle, Angestellter eines Autohauses in Reutte. Ein deutscher Kunde getraute sich am Freitag nicht mehr nach Reutte, um sein neues Auto abzuholen. So fand die Übergabe einfach bei Vils im deutsch-österreichischen Niemandsland statt.

Das wird mit Sonntag noch ein wenig komplizierter. Aus Tirol dürfen ab dann vorübergehend nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltsrecht in Deutschland, landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte und Gesundheitspersonal einreisen. Ausnahmen für Pendler soll es dezidiert nicht geben. Sehr wohl aber für Familienangehörige oder den Transit-Verkehr.