Die Treibhausgas-Emissionen (THG) sind in Österreich 2019 um 1,5 Prozent gestiegen und lagen bei 79,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Das geht aus der aktuellen Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamts hervor und ergibt für Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowohl eine "deutliche Warnung" als auch einen "klaren Auftrag". Bei nicht dem Emissionshandel zugerechneten THG stieg dieser Wert um 0,1 Prozent auf 50,2 Mio. Tonnen, das sind 1,9 Mio. Tonnen über dem Zielwert .

Ziel wären hier maximal 48,3 Mio. Tonnen gewesen, womit Österreich in Summe nur noch Gutschriften in der Höhe von rund 3,6 Mio. Tonnen zur Verfügung hat, die in die Zielerreichung 2020 eingerechnet werden. Jetzt müsse man weiter reagieren, hielt die Umweltministerin fest: "Deswegen haben wir 2020 die Aufholjagd im Klimaschutz gestartet - vom Bahnausbau bis zur Sanierungsoffensive. Und das setzen wir 2021 fort. Denn im Kampf gegen die Klimakrise ist Scheitern keine Option."

Minus durch Coronakrise

Für 2020 wird vom Umweltbundesamt als Folge der Corona-Pandemie eine deutliche Reduktion der THG-Emissionen um minus neun Prozent prognostiziert. Die Zielvorgaben über die gesamte Periode (2013 - 2020) werden voraussichtlich eingehalten. "Für eine langfristige Trendumkehr in Richtung Klimaziele 2030 sind weitgehende Maßnahmen zur Reduktion des Energieeinsatzes und zum Umstieg auf Erneuerbare Energieträger notwendig," stellte Umweltbundesamt-Experte Günther Lichtblau fest.

Bei der Betrachtung von 2019 zeigt sich für Verkehr, Gebäude, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft, also die nicht im Emissionshandel geregelten Bereiche, ein unterschiedliches Bild: Während die Emissionen bei Gebäuden um drei und beim Verkehr um 0,4 Prozent angestiegen sind, sanken diese bei Abfallwirtschaft (-2,3 Prozent), Landwirtschaft (-0,7) oder den F-Gasen (-2,1). Energie- und Industriebetriebe außerhalb des Emissionshandels emittierten 2019 um 2,2 Prozent weniger als 2018. In Summe ergibt dies bei den THG, die im Klimaschutzgesetz geregelt sind, einen Emissionsanstieg in der Höhe von rund 0,1 Prozent bzw. rund 0,1 Mio. Tonnen.

Weniger fossile Energie

Im Ausblick verwies das Umweltbundesamt auf den EU-Entschluss im Dezember 2020, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, Vorschläge für nationale Zielvorgaben sind in diesem Jahr zu erwarten. Für die Klimaziele 2030 und für die Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 seien weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich.

Trotz der Pläne für die Zukunft hagelte es für die Bilanz Kritik vonseiten der NGOs, laut Bewegung Fridays For Future war eine schlechte Treibhausgas-Bilanz im Jahr der Klimastreiks zu erwarten: "2019 war das Jahr der großen Klimastreiks und der vielen schönen Reden. Vor allem vor der Nationalratswahl hatte jede Partei eine Meinung zum Klimaschutz. Die Emissionen sind, wie wir sehen, trotzdem gestiegen", so Anika Dafert. Für Greenpeace ist die Bilanz "ein überdeutlicher Weckruf an die Bundesregierung, endlich aus ihrem Klima-Dornröschenschlaf aufzuwachen und ihren großen Worten Taten folgen zu lassen", warnte deren Klimasprecher Adam Pawloff.

"Wir fordern dazu vor allem auch Finanzminister Blümel auf, ein klares durchgerechnetes Konzept für eine ökologische Steuerreform rasch vorzulegen", sagte Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000. Auch der Ausstieg aus fossilen Energien steht auf der Liste der NGO. Ähnlich gelagerte Forderungen stellte angesichts der CO2-Bilanz auch der WWF, der diese als "Desaster" bezeichnete: "Parallel dazu braucht es eine gewaltige Energiespar-Offensive. Hier sind die Versäumnisse besonders groß", sagte WWF-Klimasprecher Karl Schellmann.