Gesundheitsminister Rudolf Anschober, Monika Redlberger-Fritz, Leiterin des Referenzlabors Influenza an der Meduni Wien, Andreas Bergthaler, CEMM, und Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, nahmen Stellung zur Situation um die Virus-Mutation aus Großbritannien und Südafrika. 

Es gebe schon viele Mutationen, jene aus Großbritannien und Südafrika stechen aber heraus. Diese Varianten breiten sich besonders schnell aus. Bevor sich die Lage im Frühling wieder entspannen wird, müsse man sich weiterhin an die bestehenden Regeln halten und die Zahl der Neuinfektionen (2063 am Freitag) im Lockdown möglichst senken, sagt Anschober. Dazu kommen 73 Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden. In einer aktuellen Erhebung der EU zur Auslastung der Intensivbetten, die seit Dezember läuft, stehe Österreich im Vergleich allerdings gut da.

Was die Impfungen betrifft, spricht Anschober von einer erfolgreichen Probephase. Dieser Befund stütze sich auf die Logistik, aber auch auf geringe Nebenwirkungen und Beschwerden nach Impfungen. Nach Heimbewohnern und Pflegepersonal wird als nächstes das medizinische Personal geimpft.

Einreisebeschränkungen von Menschen aus Großbritannien und Südafrika sollen heute oder morgen verlängert werden. Rechtliche Grundlagen für die Testung einzelner Berufsgruppen werden gerade ausgearbeitet.

Erkrankungsverlauf nicht schwerer

Laut Monika Redlberger-Fritz sind Mutationen bei RNA-Viren wie Sars-Cov-2 nicht ungewöhnlich. Wichtig sei hierbei, dass die internationale Gemeinschaft etwaige Mutationen genau beobachte und erfasse. Bei der aktuell problematischen Mutation (B.1.1.7) liege die Infektiosität um 56 Prozent höher als bei der bisher verbreiteten Variante. Der Erkrankungsverlauf bei der britischen Mutation ist dabei aber nicht schwerer als bisher. In Österreich wurde die mutierte Version bisher nur im einstelligen Bereich erfasst.

"Wir dürfen dieses Virus bei uns gar nicht aufkommen lassen", sagt  Redlberger-Fritz und setzt auch hier auf die bekannten Schutzmaßnahmen (Maske, Abstand, Hygiene). Dass Kinder auf die britische Variante empfindlicher reagieren, konnte bisher nicht belegt werden. Diese Vermutung kam zustande, weil sich in England zunächst viele Kinder mit dem neuen Virus infiziert hatten.

Andreas Bergthaler erklärt, dass in Österreich bereits eine Kooperation geschaffen wurde, um Mutationen schneller dokumentieren zu können. Diese sogenannte Sequenzierung und die anschließende Analyse dauere etwa eine Woche. Diese Daten werde auch in eine internationale Datenbank geladen, um frühestmöglich reagieren zu können.

Außerdem wird an einer Beschleunigung dieser Prozesse gearbeitet und Abwasserproben aus ganz Österreich werden regelmäßig daraufhin untersucht. "Wir können das Abwasser aller acht Millionen Einwohner einmal pro Woche überprüfen", erklärt Bergthaler.

Impfstoff weiter wirksam

Der Impfstoff der Partner BioNTech/Pfizer jedenfalls scheint laut einer vom US-Arzneimittelhersteller durchgeführten Studie gegen die in Großbritannien und Südafrika entdeckten Virusvarianten zu wirken. "Wir haben jetzt 16 verschiedene Mutationen getestet, von denen keine wirklich signifikante Auswirkungen hatte. Das sind die guten Nachrichten", sagte einer der führenden Wissenschafter für virale Impfstoffe bei Pfizer. "Das heißt aber nicht, dass die 17. keine Auswirkungen haben wird."

Die noch nicht von Fachleuten begutachtete Studie von Pfizer und Wissenschaftern der medizinischen Abteilung der Universität Texas zeigt, dass der Impfstoff das Virus auch bei einer Veränderung am sogenannten Spike-Protein wirksam neutralisiere.