In der sonst recht ruhigen Silvesternacht ging es in Wien-Favoriten wild zu: Nachdem es zu etlichen Sachbeschädigungen durch pyrotechnische Gegenstände in der Gegend um den Reumannplatz gekommen war, rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus. Der Mob beschoss Beamte mit Raketen bzw. Böllern, es kam zu zahlreichen vorübergehenden Festnahmen. Zahlreiche "Allahu Akbar"-Rufe sollen zu hören gewesen sein.

Wie die APA erfuhr, wurden auch brennende Gegenstände in Richtung der Polizisten geschleudert. Die pyrotechnischen Gegenstände, die auch gegen die Beamten eingesetzt wurden, sollen die doppelte Sprengkraft einer scharfen Handgranate gehabt haben.

Die Täter ergriffen die Flucht, zwei Verdächtige - ein 16-jähriger Österreicher und ein 21-jähriger Syrer - wurden aber in einem Haus angehalten. In einer in dem Gebäude befindlichen Wohnung traf die Polizei weitere Männer an, die an den Randalen beteiligt gewesen seien sollen. Ein 21-Jähriger soll im Zuge der Vorfälle mit pyrotechnischen Gegenständen einen Einbruch bei einem Juwelier verübt haben. Im Gegensatz zu den anderen Verdächtigen blieb er in Polizeigewahrsam. Die Ermittlungen sind im Gange.

© APA/HANS PUNZ

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat am Neujahrstag die Randale in Wien-Favoriten in der Silvesternacht verurteilt. "Parallelgesellschaften haben in unserem Land nichts verloren", meinte er in einer Stellungnahme gegenüber der APA und kündigte eine Schwerpunktaktion der Polizei an. Der Mob hatte angeblich unter zahlreichen "Allahu Akbar"-Rufen Polizisten mit Raketen bzw. Böllern beschossen. Scharfe Kritik kam auch von der FPÖ.

Nachdem es in der Gegend des Reumannplatzes in Wien-Favoriten zu etlichen Sachbeschädigungen durch pyrotechnische Gegenstände gekommen war, rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus. Wie die APA erfuhr, wurden auch brennende Gegenstände in Richtung der Polizisten geschleudert. Die pyrotechnischen Gegenstände sollen die doppelte Sprengkraft einer scharfen Handgranate gehabt haben. Auch ein eintreffender Funkwagen wurde mit Pyrotechnik unter Beschuss genommen, ein Christbaum wurde mit brennbarer Flüssigkeit übergossen. Es kam zu neun vorübergehenden Festnahmen.

Null Toleranz für solche Aktionen

"Für solche Aktionen haben wir absolut keine Toleranz", betonte Nehammer. Die Straftaten seien "ein Zeichen einer tiefen antidemokratischen und unsolidarischen Einstellung", befand der Innenminister. "Wer sich nicht mit unseren gesellschaftlichen Werten identifizieren kann und versucht diese zu stören, muss mit allen rechtlichen Konsequenzen rechnen."

Die Wiener Polizei werde mit einer "groß angelegten Schwerpunktaktion gegen die Straftäter und alle, die sich beteiligt haben, vorgehen", kündigte der Innenminister an. "Ab sofort werden uniformierte Sondereinheiten, aber auch Ermittler in zivil schwerpunktmäßig in Wien-Favoriten Kontrollen durchführen", erklärte dazu der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl.

Pürstl soll nun außerdem in einem Sicherheitsgipfel mit Vertretern der Stadt Wien die sicherheitspolizeiliche Lage besprechen und "gemeinsame Ableitungen aus integrations- und sicherheitspolizeilicher Sicht treffen", wie es in der Stellungnahme hieß. Nehammer dankte den Polizisten für ihren Einsatz in der "herausfordernden Situation".

Die Sachschäden dürften hoch sein. Es gingen zahlreiche Scheiben zu Bruch, Mistkübel, Zeitungsständer, Bänke und Kaugummiautomaten wurden gesprengt. Der Mob soll aus zahlreichen Personen mit großteils Migrationshintergrund bestanden haben. Zwei Verdächtige, ein 16-jähriger und ein 21-jähriger Syrer, wurden in einem Haus angehalten. In einer in dem Gebäude befindlichen Wohnung traf die Polizei weitere Personen an, die an den Randalen beteiligt gewesen seien sollen - zwei Österreicherinnen (14 und 15), zwei Iraker (20 und 22) und drei Syrer (23, 27 und 29 Jahre alt).

Der 21-Jährige soll im Zuge der Vorfälle mit einem zu einem Rammbock umfunktionierten Mistkübel einen Einbruch bei einem Juwelier versucht haben. Im Gegensatz zu den anderen Verdächtigen blieb er in Polizeigewahrsam.

Im August war es in Favoriten zu schweren Ausschreitungen zwischen kurdischen und türkisch-nationalistischen Demonstranten gekommen. Die Vorfälle belasteten das Verhältnis zwischen Wien und Ankara. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warf der Türkei vor, "Unfrieden zu säen".

Kritik an den jüngsten Vorfällen kam seitens der FPÖ: So zeigte sich der Wiener Parteichef Dominik Nepp laut einer Aussendung "schockiert" von "kriminellen islamistischen Migrantenmobs". Der Innenminister sei seit dem Beginn der Krawalle im Juni 2020 "völlig tatenlos" geblieben, kritisierte Nepp. Die Unruhen seien "die Folge der ungezügelten Massenzuwanderung der letzten Jahrzehnte". Der blaue Bundesparteichef Norbert Hofer forderte Abschiebungen und für "Krawallmacher" mit österreichischer Staatsbürgerschaft eine Beteiligung an der Reparatur der Schäden. "Außerdem ist festzustellen, welche Moscheen diese Herrschaften frequentieren und ob sie dort radikalisiert wurden

„Durch das konsequente Einschreiten der Polizei konnten die Ereignisse beendet, weitere Straftaten verhindert und zahlreiche Tatverdächtige festgenommen werden. Für derartiges deliktisches Verhalten gibt es absolut kein Verständnis und werden die Erhebungen zum Tathergang und weiteren Ausforschungen von Straftätern konsequent fortgeführt“, so Polizeipräsident Gerhard Pürstl.

Im August war es in Favoriten zu schweren Ausschreitungen zwischen kurdischen und türkisch-nationalistischen Demonstranten gekommen. Die Vorfälle belasteten das Verhältnis zwischen Wien und Ankara. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warf der Türkei vor, "Unfrieden zu säen".

1600 Einsätze in Wien

In der Landesleitzentrale Wien sind am letzten und ersten Tag des Jahres weit über 4.000 Notrufe eingegangen. Daraus resultierten knapp 1.600 Einsätze, berichtete die Polizei. Die Beamten rückten u.a. wegen Sachbeschädigungen, Lärmerregungen und illegaler Zündung von pyrotechnischen Gegenständen aus.

In Rudolfsheim-Fünfhaus brannte es auf einem Balkon. Ein pyrotechnischer Gegenstand war dort gelandet. In der Brigittenau feierten mehrere Personen gemeinsam. Als die Beamten den Sachverhalt klären wollten, leisteten vier Personen Widerstand. Sie wurden vorläufig festgenommen.

Wien weit kam es bis Freitagmittag zu 35 Anzeigen und neun Organmandaten wegen Übertretungen des Pyrotechnikgesetzes. In einigen Fällen wurden pyrotechnische Gegenstände sichergestellt, da die Personen diese nicht besitzen durften oder die geforderten Kennzeichnungen fehlten. Gemäß dem Covid-19-Maßnahmengesetz wurden 97 Anzeigen gelegt und 31 Organmandate ausgestellt, so die Polizeibilanz