Für den Großteil des ökonomisch schwächsten Drittels der österreichischen Bevölkerung hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie noch weiter verschlechtert. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Demokratie-Monitors von SORA. Fast zwei Drittel (64 Prozent) dieser Gruppe haben weniger Geld zur Verfügung, bei mehr als der Hälfte (53 Prozent) ist die psychische Belastung gestiegen, hieß es bei der Vorstellung der repräsentativen Studie am Mittwoch.

"Das Problem ist, dass die Menschen das Gefühl haben, schlechter behandelt zu werden", sagte Günther Ogris, Geschäftsführer des SORA-Instituts. Das zeige sich beispielsweise bei der Frage, ob das eigene Leben größtenteils von anderen bestimmt werde. Während beim oberen Drittel 21 Prozent mit sehr oder ziemlich antworten, sind es im unteren Drittel 49 Prozent. "Wenn man etwas daran ändern will, geht es auch darum mehr Gleichberechtigung zu verankern", sagte Ogris.Besonders stark sind die Unterschiede zwischen ökonomisch stärkeren und schwächeren Menschen bei den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Während sich im oberen Drittel nur 19 Prozent Sorgen um ihre Lebensplanung machen, sind es im mittleren Drittel 38 Prozent und im unteren Drittel 60 Prozent. Daraus lässt sich ein Zusammenhang schließen, wie die Projektleiterin der Studie, Martina Zandonella, erklärte. "Hat sich die finanzielle oder psychische Situation verschlechtert, sinkt das Vertrauen in die Demokratie", sagte sie.

Insgesamt hat sich das Vertrauen in das politische System in Österreich nach dem Ibiza-Skandal wieder erholt und bei der erst dritten Erhebung des Demokratie-Monitors einen neuen Höchstwert erreicht. Vertrauten 2019 nur 51 Prozent der Politik sehr oder ziemlich, sind es heuer zwei Drittel (66 Prozent). Doch sinken auch hier die positiven Reaktionen mit den eigenen ökonomischen Ressourcen. Aktuell fühlen sich 73 Prozent des ökonomisch schwächsten Drittels sehr oder ziemlich als Menschen zweiter Klasse behandelt. Im oberen Drittel sind es nur 28 Prozent. Das habe mit der subjektiv abnehmenden Möglichkeit an Mitbestimmung und der bereits erlebten Diskriminierung beim Zugang zu Bildung, Arbeit oder einer Wohnung zu tun. "Ärmere und formal weniger gebildete Menschen werden in der Demokratie abgewertet", sagte Zandonella, was den demokratischen Vorstellungen aber grundlegend widerspreche.

Für den "Demokratie Monitor" hat SORA von Mitte August bis Mitte Oktober 2.188 Personen ab 16 Jahren befragt. Die Schwankungsbreite liegt bei +/- 2,1 Prozent.