Sie wurden vorigen Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet, wie geht es Ihnen jetzt?

KLAUDIA TANNER: Ich darf mich nicht beschweren, ich bin symptomfrei und ich hoffe, es bleibt die nächsten Tage so. Wenn man das positive Ergebnis erhält, ist es schon ein Schockmoment. Aber ich habe schon bei meiner Tochter und meinem Mann gesehen, dass die Krankheit auch relativ problemlos verlaufen ist. Nur man weiß halt nicht sicher, ob noch etwas kommt.

Wie sehr schränkt die Situation Sie in Ihrer Arbeit ein?

Alles, was an Beschlüssen notwentig ist, geht. Darauf waren wir ja vorbereitet. Man kann sich die notwendigen Unterschriften von den Mitarbeitern vor die Türe legen lassen. Ministerräte finden auch schon länger über Videokonferenz statt. Es hat bisher alles gut funktioniert.

Rund um die Beschaffung der Antigentests gibt es einige Aufregung. Nun wurde der Beschaffungsprozess gestoppt, es gibt Vorwürfe, zu teuer eingekauft zu haben. Warum ist es überhaupt Sache des Bundesheeres, diese Testkits zu beschaffen?

Wir haben in vielen Bereichen besondere Expertise, auch bei den Massentests. Fakt ist, wir haben über Rahmenverträge der Bundesbeschaffungsgesellschaft diese Antigentests beschafft. Es sind sichere, hochqualitative Tests, die wir auch schon bei uns seit einiger Zeit im Einsatz haben. Natürlich ist es jedem Mitbewerber, der nicht zum Zug gekommen ist, unbenommen, ein Verfahren anzustrengen. Die Kosten werden dem Bundesheer aus dem Covid-Budget natürlich refundiert.

Wann und wie haben eigentlich Sie davon erfahren, dass es die Massentests für die gesamte Bevölkerung geben wird?

Wir haben ja bereits am Nationalfeiertag von der Anfrage der Slowakei zur Unterstützung bei ihren Massentests erfahren. Dort haben wir wichtige Erfahrungen sammeln können. Da wussten wir schon, was auf uns zukommen könnte.

Aber da war noch keine Rede von Tests Österreich. Stimmt es, dass Ihr Haus auch sehr kurzfristig vom Kanzerlamt informiert wurde, was da auf sie zukommt?

Nein, die Überraschung waren die unterschiedlichen Termine und die Anforderungen aus den Bundesländern an das Bundesheer. Das war herausfordernd, aber vielleicht sogar im positiven Sinn. Wien fordert uns da besonders, aber auch da bewerkstelligen wir das trotz des frühen Termins.

Das Bundesheer rund 5500 Soldaten bei den Massentests einsetzen
Das Bundesheer rund 5500 Soldaten bei den Massentests einsetzen © APA/GEORG HOCHMUTH

Wird es komplizierter, dass es jedes Bundesland anders abwickelt und zu anderen Terminen, oder kommt das dem Bundesheer bei der Kräfteverschiebung entgegen?

Unsere Logistikexperten sagen, dass es uns durchaus entgegenkommt. Es gibt uns auch Ansatzpunkte für die logistische Abwicklung und die Auslieferung der Impfstoffe, wenn der Impflan dann ausgearbeitet ist und die Impfstoffe da sind. Wer, wenn nicht das Bundesheer, könnte so eine Anforderung meistern?

"Schutz und Hilfe", das Motto des Bundesheeres, wird 2020 komplett neu definiert. Die Bandbreite der Assistenzleistungen ist so groß wie nie, aber kaum etwas davon ist militärisch. Ist es das, wonach das Bundesheer der Zukunft ausgerichtet werden soll?

Ich weiß, es ist immer die Rede davon, das Bundesheer verkomme zu einem technischen Hilfswerk. Ich sage ganz offen: Nein. Nur wer verteidigen kann, kann auch helfen. Wer nur helfen kann, der kann nicht verteidigen - nach dieser Devise führe ich das Ressort seit Anfang an. Unser Bundesheer wird auch in Zukunft die bewaffnete Macht der Republik bleiben müssen. Beim Terroranschlag in Wien am Allerseelentag haben wir gesehen, wie notwendig das ist. Wir haben in kürzerster Zeit Kräfte aufgestellt, um die Polizei zu entlasten, wir haben geschützte Mobilität zusammengezogen, das Jagdkommando stand bereit.

Aber ein Assistenzeinsatz in einem Pflegeheim, wie jetzt in der Steiermark ...

Ein historischer Einsatz, den man sich so vor einiger Zeit nicht hätte vorstellen können. Da sieht man aber auch, welche Expertise wir haben. Der Einsatz in St. Lorenzen war der letzte Ausweg, den es gab, für die Sicherheit der Bewohner sorgen zu können. Und es zeigt: Wir brauchen das eine und das andere.

Wird sich dieses bemerkenswerte Jahr auch in der künftigen Ausstattung des Sanitätswesens im Heer niederschlagen? Das hat ja in den letzten Jahren viel Federn lassen müssen.

Auf jeden Fall, aber das hatten wir auch schon vorher im Fokus. Wir haben in diesem Bereich sowohl personell als auch budgetär Notwendigkeiten, daher ist ein Sanitätspaket vorgesehen im Budget. Das Verteidigungsbudget ist zum zweiten Mal hintereinander erhöht worden, es wird auch in Zukunft notwendig sein, dass wir darum kämpfen. Grundsätzlich: Je mehr wir beweisen, wie notwendig jeder diese Bereiche ist, desto eher kommen wir zu Mitteln, die wir investieren können. Das gilt auch für das Sanitätswesen.