Warum haben viele Experten gesundheitliche Bedenken, was den Skibetrieb anbelangt?
Besonders problematisch, was eine Übertragung des Virus betrifft, ist die Situation naturgemäß in Anstellbereichen und in Gondeln. Lift- und Gondelanlagen gelten als Nadelöhre, bei denen die Abstandsregeln praktisch kaum einzuhalten sind. Normalerweise fädeln sich die Skifahrer dort in einer Art Trichter vor Drehkreuzschranken ein und stehen dicht gedrängt vor diesen. Und: Wo Lärm ist, wird lauter gesprochen, das wiederum bewirkt laut Medizinern den vermehrten Ausstoß von Tröpfchen (Aerosolen). Es brauche "glasklare Sicherheitskonzepte", hielt dazu die Österreich-Werbung fest – darunter Maskenpflicht und eine Begrenzung von Gästezahlen.



Wie steht die Hotellerie zum Vorschlag Italiens, Skiurlaube in den Alpen über Weihnachten hinweg bis in den Jänner hinein zu streichen?
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hält den Vorschlag Italiens, Skiurlaube in den Alpen über Weihnachten hinweg bis in den Jänner hinein zu streichen, für unausgegoren. Die Antwort, wie der italienische Premier Giuseppe Conte das Konzept finanzieren wolle, sei dieser schuldig geblieben, kritisierte ÖHV-Vizepräsident Walter Veit. Die Hoteliers wälzen indes Modelle, wie und wann ihre Häuser nach dem bis inklusive 6. Dezember geltenden Lockdown wieder öffnen können. Mehrere Szenarien wurden besprochen. Vor allem die beiden westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg hätten sich dafür ausgesprochen, erst Mitte Jänner wieder zu öffnen, um das restliche Wintergeschäft mitzunehmen. Falls bei einem zu frühen Aufsperren die Coronafallzahlen wieder steigen, drohe im Februar ein dritter Lockdown – und die Saison wäre endgültig ruiniert.

Was sagt die Regierung zu dem Vorstoß unserer Nachbarländer?
Österreich, das seit Monaten betont, die Skigebiete mit entsprechenden Vorkehrungen um jeden Preis öffnen zu wollen, reagiert ablehnend. Gestern diskutierten die Auslandskommissionen des Nationalrats in Wien und der Abgeordnetenkammer in Rom im Rahmen einer Videokonferenz das von Italien vorgeschlagene generelle Verbot der Skisaison. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz lehnt eine länderübergreifende spätere Öffnung der Wintersportgebiete in der Coronakrise ab. Öffnungsschritte in allen Bereichen, darunter der Sport, würden von den Staaten unterschiedlich gehandhabt. "Wenn jemand einen Lift verwendet, dann ist das ähnlich, wie wenn er ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet." Anhand dieser Gesichtspunkte müsse man Entscheidungen treffen, sagt Kurz. Eine ganz klare Absage kam von Parteikollegin und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger: Sie könne dem italienischen Vorstoß "nichts abgewinnen".

Welche Länder sind ebenfalls gegen eine Schließung der Skigebiete?
In der Schweiz will man die Skigebiete im Land jedenfalls offenhalten, eine Schließung sei derzeit kein Thema. "In der Schweiz sind Bundesrat, Behörden und die Tourismusbranche überzeugt, dass der Schweizer Weg – für den Augenblick – richtig ist und die Wintersaison sicher stattfinden kann", so Markus Berger, Sprecher von Schweiz-Tourismus. "Ob die EU eine Schließung der Skigebiete bei ihren Mitgliedsländern durchsetzen kann, wird sich zeigen", meinte auch Mathias Imoberdorf von den Zermatt-Bergbahnen. "Dass die Schweiz dazu gezwungen werden kann, darf zu Recht bezweifelt werden." Auch Slowenien, Schweden, Polen und Spanien seien gegen eine gemeinsame Vorgangsweise, heißt es in Brüssel.

Sollte heuer Skifahren nicht möglich sein: Was ist mit anderen Wintersportarten? Etwa Langlaufen oder Skitouren?
Das Betreten von Sportstätten ist nun während des Lockdowns verboten. Auch Seilbahnen, Gondeln und Aufstiegshilfen sind für Freizeitzwecke geschlossen. Individualsport – wozu Langlaufen und Skitouren zählen – ist auch jetzt während des Lockdowns nicht verboten und sollte diesen Winter allenfalls möglich sein. Ob Gemeinden und Tourismusverbände aber Loipen spuren werden, wenn die Gäste durch geschlossene Pisten ausbleiben, ist jedoch fraglich.

Wie stark sind Westösterreich und sein Tourismus von deutschen Urlaubern abhängig?
In Tirol und Vorarlberg gehen laut Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) über 90 Prozent der Nächtigungen auf das Konto ausländischer Besucher – vor allem aus Deutschland. Jede zweite Winternächtigung in Tirol buchen demnach Deutsche. "Die deutschen Gäste sind einfach die wichtigste Gruppe von ausländischen Gästen und insofern ist es ganz wichtig, dass sie sich am Winterurlaub in Österreich beteiligen, unbeschränkt nach Österreich einreisen und hier Urlaub machen könnten", sagt Wifo-Experte Oliver Fritz.

Müssen etwa Bayern, die nach Österreich zum Skifahren reisen, verpflichtend in Quarantäne?
Ja, darauf hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hingewiesen. Auch nach Tagesausflügen müssen solche Personen grundsätzlich und verpflichtend zehn Tage in Quarantäne. Die bisherige Möglichkeit, sich im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs für bis zu 24 Stunden quarantänefrei ins Ausland zu begeben, werde auf triftige Gründe beschränkt. Dazu zählten nicht touristische und sportliche Zwecke. Die Betroffenen haben in diesem Fall außerdem keinen Anspruch auf Verdienstausfall, betonte Söder.